PRTF - Perry Rhodan Technik Forum 

Syntrons


c) René Haustein 14.11.1999
Computer- und Kommunikationstechnik in PR 
Entwurf für Kurzvortrag zum 2. Saxonia-Con 1999.

Die Computer- und Kommunikationstechnik in PR kurz vor der großen Zeitenwende zeigt sich recht indifferent. Vorherrschend ist das Prinzip des Syntrons, eines feldbasierenden Computersystems, bei dem differierende Naturkonstanten in Parallelkontinuas ausgenutzt werden. Speziell die Technik der Terraner sowie die in angrenzenden lemuridischen Kulturkreisen dominierende Rechentechnik beruht zu fast 100% auf syntronischen Prinzipien. Konkurrierende Systeme sind ausgestorben, bereits die Pikosyn genannten Kleinsyntrons entfalten genug Rechenleistung, um Groß-Positroniken (das vorherrschende Prinzip der Lemuriden-Völker) zu deklassieren.

Insofern ist es erstaunlich, daß die Kommunikationssysteme der fortgeschrittensten Lemuridenvölker mit der Entwicklung der Rechentechnik nicht Schritt halten konnten. Es wird grundsätzlich auf breitbandige und paketvermittelte digitale Übertragungstechnik gesetzt, allerdings herrscht ein Mainframe-Prinzip vor. Am krassesten wohl merkbar bei den Terranern, bei denen die lunare Großsyntronik Nathan immer noch das Wetter auf dem letzten Hinterwäldlerplaneten steuern muß. Das zweifellos innerhalb GALORS liegende Potential eines galaxisumspannenden Netzwerkes von selbstständigen Rechnerknoten nach dem Muster des in unser Pararealität existenten Internet wird bisher ignoriert, die GALORS-Knoten werden zu reinen Message-Proxys degradiert. Dazu existieren verschiedene dienstbezogene Kommunikationsnetze, die wiederum mühsam über NATHAN in das GALORS-Netzwerk gegatet werden müssen. Alles in allem eine Kommunikationsstruktur, die an die 70er Jahre von Real-Terra erinnert. Mit mehreren eigenständigen Rechnernetzen (die im RL zusammen mit dem militärischen ARPANET später das Internet bildeten) sowie mehreren dienstbezogenen Kommunikationsnetzen (wohl am besten vergleichbar mit den heutigen diversen Mobilfunk- und Festnetzen, wobei im Gegensatz zum Perryversum das Zusammenwachsen der digitalen Kommunikationsnetze zu einem integrierten Gesamtnetz absehbar ist). Diese sehr heterogene Struktur der Kommunikation innerhalb des Perryversums ist scheinbar feststehend, prinzipiell jedenfalls scheint es seit dem Aufbau der dritten Macht keine Bestrebungen gegeben zu haben, Sprachdienste, Instant-Messenger-Dienste und Datenkommunikation in ein Gesamtnetz zu integrieren.

Merkwürdig ist ebenfalls, daß selbst (im gegensatz zu früher geäußerten Thesen) eine Syntronik nach dem Prinzip einer klassischen hochparallelen SMP-Konfiguration arbeitet, wobei ihre Grundarchitektur nicht von den Prinzipien der von-Neumann-Maschine abweicht. Die These, daß ein Syntron ein massivparalleles System mit einer Art von Artifical Intelligenz darstellt, muß in dem Zusammenhang aufgrund neuer Dokumente leider verworfen werden. In den Waringer-Files  kommt eindeutig zum Ausdruck, daß eine Syntronik nicht als massivparalleles neurales Netzwerk, sondern mit eindeutiger, allerdings dynamisch zuweisbarer Trennung von Speicher-, Prozessor- und Kommunikationseinheiten zu sehen ist. Eine Vorform stellen wohl die aus dem RL bekannten FPGAs dar.

Es erscheint in dem Zusammenhang sinnvoll, einen Blick auf die Entwicklung der Rechentechnik in PR zu werfen:

Den Anfang der Entwicklung markiert die klassische terranische Rechentechnik, deren Grundlagen innerhalb der Vakuum-Elektronik sowie in der Elektrotechnik liegen. Rhodans Mondgeschoß, die Stardust, wurde per Richtfunkkommunikation von Terra aus gesteuert - von Rechnern, die mit ihren klickenden Relais sehr deutlich die anstrengende Arbeit der Datenverarbeitung zeigten. Auch die Steuer- und Regeltechnik der Stardust selbst war eine anstrengende Melange aus Röhrentechnik und elektromechanischen Binärgliedern, die zwar Konrad Zuse begeistert hätten, aber bereits den 1971 aktiven Halbleiterelektronikern ein mildes Lächeln übers Gesicht jagten.

Die erzwungene Landung auf dem Mond und die Indoktrination der arkonidischen Technologie bei dem wissenschaftlich hochgebildeten Team um Mayor Rhodan allerdings amrkierte den Bruch der beiden technischen Kontinua. Während in unserer Pararealität die Halbleiterelektronik einen ungeahnten Aufschwung erlebte und dabei leistungsmäßig auch arkonidische Positroniken in den Schatten stellen dürfte, wurde innerhalb des Perryversums mit der Positronik eine eher röhrenbasierende Rechentechnik eingeführt.

Der Begriff Positronik geht dabei eher auf Asimov zurück, der allerdings in dem zusammenhang eher an Quantenrechner zu denken schien und das Positron als universell verwendbares Informationsquant sah. Die rhodanschen Positroniken erscheinen dazu als Positronik light. Prinzipiell wurde das sequentielle Rechenschema der Zuse-Maschinen auf eine Apparatur abgebildet, deren Leistungsfähigkeit in dem zusammenhang durch die Benutzung von Positronen statt Elektronen erklärt wurde. Unter genauerer Betrachtung natürlich eine völlige Null-Begründung: Das Positron als Antiteilchen des Elektrons genügt zwar in dem Zusammenhang als Informationsträger, bringt aber keinerlei vorteilhafte Eigenschaften gegenüber dem Elektron mit.

Warum die Teile als Positronenrechner bezeichnet wurden, konnte lange nur spekuliert werden. Die Geheimhaltungsstrategie von solarer Regierung und GCC machten lange ein Geheimnis um das Funktionprinzip. Das Positron hat, bei vergleichsweisen Eigenschaften, sehr negative Wechselwirkungen: Der Kontakt mit Normalmaterie, speziell Elektronen, vernichtet beide interagierenden Teilchen.

Die Elektrotechniker vermuteten auf der Basis eine Art Fehlstellenleitung. Es werden bei den arkonidischen Konstruktionen keine Elektronenbewegungen der Feststoffleitung definiert, sondern die dabei auftretenden Löcher - bei der Festkörper-Elektronik bekannt als Fehlstellenleitung der Information. Infolgedessen wurden die arkonidischen Systeme zuerst als hochentwickelte Halbleiterrechner propagiert.

Dies stellte sich als falsch heraus. Ein als Grundsatzpublikation vom TIT veröffentlichter Beitrag im Monatsblatt Terranian Science Post sprach ausdrücklich von der Nutzung von Positronen als Antikörper von Elektronen. In dem Zusammenhang tauchten erste Konzepte von Hybridsystemen auf, die positronenemittierende Röhren als Schaltglieder und Feststoffleiter als Signalisierungssysteme propagierten.

Inzwischen stand der Posbi-Krieg an, die ersten Inpotroniken tauchten auf. Posbis (Kunstwort aus Positronisch-Biologischer Roboter) waren individuelle autarke Systeme, bei denen eine Verbindung von Positroniken und biologischem Zellplasma über eine Balpirol-Halbleiter einen Computer mit einer ausgeprägten AI definierte. Die Balpirol-Halbleiter (mit der damit einhergehenden hypertroikischen Verzahnung von Zellplasma-AI und Positronik) sowie das auf Maverik entdeckte Ynkelonium gaben der Halbleiter-Fraktion wieder Aufwind. Speziell Verbindungen von Ynkelonium (einem Metall ohne Antiteilchen-Entsprechung) mit klassischen Halbleitern zeigten Leitereffekte (ähnlich Lichtleitfasern) bei Positronen.

Die Auflösung des Positronenrätsels ist eher simpel: Die arkonidische Positronentechnik markiert eine feststofffreie Feldleitertechnik. Eine Positronik stellt prinzipiell eine gigantische Röhre dar, vordefinierte Projektoren projizieren in diese Magnetfelder, deren ablenkende Wirkung von der Stärke der einfallenden Positronenstreams abhängig ist. Der wichtige Vorteil gegenüber der rein binären Technik Terras: Prinzipiell sind die arkonidischen Systeme analog aufgebaut, da die Positronen keine Schaltvorgänge auslösen, sondenr nur aufgrund ihrer Dichte mehr oder weniger stark abgelenkt werden können. Die innerhalb der Röhre ermittelten Ergebnisse verursachen an der Röhrenwandung eine Annihilation der in der Röhre befindlichen Elektronen und damit einen entsprechenden Stromfluß zu dieser Elektronensenke. Nebeneffekt ist eine massive Gammastrahlung, was Positroniken nicht beliebig miniaturisierbar macht.

Auch Inpotroniken änderten an diesem Prinzip nicht. Der einzige Unterschied ist die an die Elektronensenke angeschlossene Balpirol-Halbleiter und die damit einhergehende Vernetzung der Bositronik mit dem Zellplasmaanteil. Dieses Sysstem ist dann neben den rein sequentiell-logischen Rechenleistungen fähig, auch abstrakte Folgerungen zu treffen. Primär dient der Zellplasmaanteil aber als Musterspeicher, der nicht nur Informationen, sondern auch deren Querverbindungen speichert und zusätzlich aufbaut.

Selbst bei der Syntronik wird von diesem Prinzip nicht abgegangen. Während allerdings eine Positronik immer als Ein-Prozessor-Maschine anzuschauen ist, ist eine Syntronik ein innerhalb der (jetzt energetischen) Röhre integriertes SMP-System. Auch die bei einer Positronik noch extern als klassische Ferrit- oder Relaisspeicher ausgeführten Memory-Einheiten werden beim Syntron in die Röhre integriert.

Prinzipiell ist eine Syntronik eine energetische Röhre. Sowohl Projektoreinheiten wie auch Energietransformer werden im Innern eines vom Inertfeldgenerators projizierten Feldes angebracht. Das geschlossene Inertfeld schließt dann die Raumkrümmung um den Inhalt des Inertfeldes, entzieht ihn damit dem Zugriff und den Gesetzen des Einsteinraumes. Der Syntron besitzt so sein eigenes Kontinuum mit eigenen Naturkonstanten. Seine Interaktion mit dem Einsteinraum, die Informationsverarbeitung, ist allerdings Ursache-Wirkung-kausal, eine Antwort kann nicht vor der Frage gegeben werden. Aufgrund dessen, daß die Naturkonstanten, speziell die Grenzgeschwindigkeit, innerhalb des Inertfeldes aber von denen des Einsteinraumes abweichen (die Grenzgeschwindigkeit ist höher), ist die Verarbeitungsgeschwindigkeit eines Syntrons massiv höher anzusetzen - die Antwortzeit liegt normalerweise bei einem Takt des peripheren Systems.

Die entsprechenden Funktionseinheiten der Neumann-Maschine werden dazu im Innern eines Syntrons durch dynamische Felder nachgebildet. Ob Speicher, Prozessor oder Datenbus, die benötigten Elemente können dynamisch gebildet werden. Die Verarbeitungsleistung eines Syntrons wird dabei durch die Menge der von den projektoren generier- oder verschiebbaren Felder bestimmt. Sollten stark sequentielle Prozesse verarbeitet werden, werden also verstärkt Prozessoren und Crossbar-Switches generiert. Sollten die Verabreitungsprozesse eher speicherintensiv sein, werden zugunsten von Speichereinheiten Prozessoren abgebaut. Die Kommunikation mit der Außenwelt wird dabei vom synkommunikativen System übernommen, die Verbindung mit Sensorik und Schalteinheiten übernimmt eine Standard-Elektrik. Bezeichnend für ein Syntron-System ist in dem Zusammenhang, daß die Kommunikation den Engpaß darstellt (analog heutigen Multicomputing-Systemen) und bereits bei der Datenerfassung wie auch beim Signalling an die Reaktionseinheiten Pikosyns zur Vor- und Nachbearbeitung der vom Syntron erwarteten oder gelieferten Abstrakta eingesetzt werden müssen. Ähnlich den heute in unserer Pararealität eingesetzten Computersystemen wird ein massiver Teil der Verarbeitungsleistung aufgrund der zum Signalling benutzten zu schmalbandigen Bussysteme zur Erstellung/Interpretation von kommunikativen Abstrakta benötigt.


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