Während die Technologie der Energiegewinnung im dritten Jahrtausend von der kontrollierten Kernfusion beherrscht wurde, muß man annehmen, daß im Laufe der Zeit die Forschung neue, in der Theorie schon vorher bekannte Verfahren der Energiegewinnung bis zur kommerziellen Nutzbarkeit entwickelte. So erscheint es plausibel, daß zu Ende des dritten Jahrtausends die Methode der Kernfusion allmählich durch eine Nutzbarmachung des Schwarzschildschen Prinzips verdrängt wird. Um die Mitte des vierten Jahrtausends, also etwa synchron mit Perry Rhodan Band 600 erfährt das Schwarzschild-Prinzip eine Erweiterung, in der auch die Abfälle der Schwarzschildschen Energieerzeugung nutzbar gemacht werden, und zwar bedient man sich dabei der Erkenntnis, daß Materie, wenn sie mit Antimaterie in Kontakt gebracht wird, zerstrahlt, d. h. sich in Energie umwandelt. Versuche mit dem neuartigen Antimaterie-Generator werden zu Anfang des mit Perry Rhodan-Band 600 beginnenden Zyklus geschildert.
Eine charakteristische Größe für alle Arten der Energiegewinnung ist der pro Gramm Treibstoff gewonnene Energiebetrag. Der Fortschritt, der im Laufe der Jahrhunderte von der terranischen Technologie hypothetischerweise erzielt wurde, spiegelt sich in den folgenden Ziffern wider, die größenordnungsmäßig zu verstehen sind und wobei jeweils ein Wirkungsgrad des Generators von 100 % angenommen wurde.
Epoche | Prinzip | Ausbeute pro Gramm |
Bis Ende des zweiten Jahrtausends | Kohle, 01, Gas | 0,001 kWh |
20. und 21.Jahrhundert | Kernspaltung | 500 kWh |
Drittes Jahrtausend | Kernfusion | 50 000 kWh |
Ab ca. 3000 n.Chr. | Schwarzschildprinzip | 25 000 000 kWh |
Ab ca. 3500 n.Chr. | Antimaterieprinzip | 50 000 000 kWh |
Bei dem Schwarzschild-Prinzip handelt es sich um folgendem: Der deutsche Astrophysiker Schwarzschild entwickelte in der ersten Hälfte dieses (des 20.) Jahrhunderts eine Hypothese, wobei es bei dem Gravitationskollaps von Fixsternen zu einer Phase kommen kann, in der die gesamte Masse des Stern auf so engem Raum zusammengedrängt wird, daß die Fluchtgeschwindigkeit an der Oberfläche dieses Himmelskörpers die Geschwindigkeit der elektromagnetischen Strahlung, bei Perry Rhodan gewöhnlich Lichtgeschwindigkeit genannt, übersteigt. Ein solcher Körper, ist zu folgern, gehört unserem Universum nicht mehr an, da sich die Raumkrümmung um ihn herum geschlossen hat. Schwarzschild postulierte weiter, daß sich in dem Augenblick, in dem die Raumkrümmung sich schließt, die Hälfte der Sternmaterie in Energie umwandelt, also zerstrahlt. Schwarzschild benützt dieses Postulat im Zusammenhang mit seinem Versuch. die Entstehung von Supernovae theoretisch zu erklären.
Man darf annehmen, daß sich
bis zum Beginn des vierten Jahrtausends die terranische Technologie
dieses Prinzips bemächtigt und es kommerziell auszuwerten
begonnen hat. Dabei verläßt sie sich nicht auf einen von
der Natur herbeigeführten Gravitationskollaps der Materie (=
des Brennstoffes), sondern führt die Schließung der
Raumkrümmung mit Hilfe eines besonders starken
künstlichen Schwerefeldes, des sogenannten
Schwarzschild-Feldes, gesteuert herbei. Wie zuvor geschildert, wird
die Hälfte der vom Schwarzschild-Feld eingeschlossenen Materie
in Energie verwandelt.
Der Brennstoff verwandelt sich in Gamma-Strahlung, die entweder
zum Antrieb von Raumschiffen nach der Art eines hochenergetischen
Photonentriebwerkes direkt, oder zur Erzeugung von
Elektrizität mit Hilfe eines Wandlers verwendet werden kann.
Ohne auf den Wandler hier im einzelnen einzugehen, wollen wir
annehmen, daß es sich dabei um ein Gerät handelt, das
nach der Art der Photozelle arbeitet - nur eben mit harter
Gamma-Strahlung anstatt mit weichem, optisch sichtbarem Licht - und
pro absorbiertem Gamma-Quant eine gewisse Menge Elektronen von sich
gibt.
Die Weiterentwicklung, die um die Mitte des vierten Jahrtausends zum Antimaterie-Generator führt, ist völlig utopisch und durch keinerlei hypothetische Überlegung zeitgenössischer Theoretiker belegt. Homo sapiens systematicus fühlt sich gestört durch den Umstand, daß bei der Anwendung des Schwarzschild-Prinzips nur die Hälfte des verfügbaren Brennstoffs in Energie verwandelt wird. Die andere Hälfte verschwindet spurlos hinter der Raumkrümmung. Die Versuche hartnäckiger Experimentatoren zeigen schließlich, daß diese zweite Hälfte, wenn es gelingt, die kurz zuvor geschlossene Raumkrümmung wieder zu öffnen, in der Form von Antimaterie wieder zum Vorschein kommt. Damit ist das Problem im Prinzip gelöst.
Man beschicke ein Schwarzschild-Feld, das sich in gewissem Rhythmus öffnet und schließt, mit einem gepulsten Brennstoffstrahl, dann wird im Augenblick der Schließung des Feldes die Hälfte der Masse des Brennstoffes als Energie gewonnen, während bei der darauffolgenden Öffnung des Feldes die verbleibende Hälfte des Brennstoffes als Antimaterie wieder zum Vorschein kommt und durch Beschickung mit Normalmaterie ebenfalls verstrahlt werden kann.
Ein Antimaterie-Generator ist in
Abbildung 1 schematisch dargestellt.
Es ist darauf zu achten, daß die beim Schwarzschild- und
Antimaterie-Effekt entstehende Gamma-Strahlung annähernd
isotrop erzeugt wird, daß also Gamma-Quanten in alle
Richtungen davonfliegen. Für die Energiegewinnung - besonders
im Raumschifftriebwerk, wo der Strahl der Garnma-Quanten das
eigentliche Treibmedium darstellt - ist jedoch ein einheitlich
ausgerichteter Strahl erforderlich. Dieser wird aus den isotrop
erzeugten Quanten durch ein weiteres künstliches
Gravitationsfeld erzeugt. Dem Zug der in Abbildung 1 dargestellten
Feldlinien folgend, werden die Quanten gezwungen, sich
schließlich in einer Richtung parallel zur Längsachse
des Aufbaus zu bewegen. In Abbildung 1 ist offengelassen, ob es
sich bei dem dargestellten Gerät um einen Reaktor zur
Stromerzeugung oder um ein Raumschiff-Triebwerksaggregat handelt.
Je nach dem hat man sich am rechten Rand der Abbildung entweder
einen Wandler oder eine Austritts- öffnung für
Gamma-Quanten zu denken.
Die in diesem Beitrag erwähnte Abbildung veröffentlichen wir in Band Nr. 402, der in der nächsten Woche erscheint.
Es ist klar, daß bei dem
gigantischen Energiebedarf der Technologie des vierten Jahrtausends
der Verbrauch an Brennstoff trotz des hohen Wirkungsgrades der
Energiegewinnung ebenfalls enorm sein muß.
Dadurch entsteht besonders an Bord von Raumschiffen, wo
unbegrenzte Speichermöglichkeiten nicht zur Verfügung
stehen, ein Problem:
Das Volumen des mitzuführenden Brennstoffes. Als
Einheitsbrennstoff wurde schon in der Epoche der Fusionsgeneratoren
das irn Universum am häufigsten unzutreffende Element,
nämlich Wasserstoff, verwendet. Im vierten Jahrtausend wurde
das Problem der unzureichenden Speichermöglichkeiten dadurch
gelöst, daß man den Wasserstoff zunächst
völlig ionisierte, bevor er in die Brennstofftanks
eingefüllt wurde.
Innerhalb der Tanks
existiert Wasserstoff, in der Form freier Protonen, also im
Aggregatzustand des NUGAS (geläufige Kontraktion aus NUclear
GAS). Infolge der Abwesenheit der Elektronen läßt sich
das Nugas praktisch bis auf jeden gewünschten Wert verdichten.
Eine obere Grenze wird lediglich durch die Dichte der
Atomkernmaterie selbst gesetzt. Diese beträgt nach
überschlägigen Schätzungen 1014 g x cm-3 (Gramm pro
Kubikzentimeter). Es ist also denkbar, daß im Innern der
Brennstofftanks Dichten bis
1010 g x cm-3 an der Tagesordnung sind, d. h. eine Brennstoffmasse
von 1010 Gramm (= 10 Millionen Kilogramm = 10000 Tonnen)
beansprucht ein Volumen von nur einem Kubikzentimeter. Allerdings
ist zu beachten, daß eine auf engsten Raum
zusammengepreßte, nur aus positiv geladenen Protonen
bestehende Masse ein äußerst starkes Bestreben zeigen
wird, sich radial vom Schwerpunkt weg zu verflüchtigen, d.h.
daß einen ungeheuren Druck nach außen ausübt.
Dieser Druck wird durch ein kugelförmiges Schwerefeld,
das sogenannte Formfeld, im Innern des Tanks neutralisiert. Das
Formfeld bewirkt damit die Stabilität des Wasserstoff-Nugas.
Für den Gebrauch im Schwarzschild- oder Antimaterie-Generator
handelt es sich bei dem Formfeld um ein gepulstes Feld, das sich in
regelmäßigen Abständen öffnet und
schließt, um bei jeder Öffnung die für den
Prozeß der Energiegewinnung erforderliche Menge an Protonen
freizusetzen. Nach bewährtem Prinzip besteht ein typisches
Kraftwerk an Bord eines Räumschiffes aus acht
Antimaterie-Generatoren, die kreisförmig angeordnet sind und
ihren Brennstoffbedarf aus einem zentral angebrachten Tank
sättigen. Diese Anordnung ist in Abbildung 2 schematisch
dargestellt.