PERRY-RHODAN-Kommentar 2065


DIE POSBIS


Vor über 30.000 Jahren wurden die später ausgestorbenen Bewohner des Planeten Mechanica als zu ihrer Zeit genialste Robottechniker der Galaxis von den Laurins im Auftrag der Meister der Insel erpreßt und beauftragt, hochwertige Robotkonstruktionen herzustellen. Gleichzeitig zwangen die Laurins das Urplasma auf den Planeten Rando I in Andro-Beta dazu, Teile seiner Masse an sie auszuliefern, die anschließend in die auf Mechanica fertiggestellten Robotkörper verpflanzt wurden.

Ziel war, positronisch-biologische Hybriden zu schaffen – eben die Posbis –, die aufgrund des organischen Gefühlssektors die Laurins lieben, alle anderen organischen Lebewesen aber hassen und bekämpfen sollten. Der Haß der Posbis richtete sich jedoch gegen die Laurins selbst; sie machten sich selbständig und entwickelten eine gewaltige Roboter-Dynastie, deren Steuerung nun vom Zentralplasma der Hundertsonnenwelt ausging, aber unter der Kontrolle der Haßschaltung stand.

Perry Rhodan begegnete den Posbis erstmals im Jahr 2112. Nach vielen Kämpfen und gegenseitigen Mißverständnissen half er bei der Zerstörung der Haßschaltung in der Hyperinpotronik: 2114 gelangten Atlan, Rhodan und Fellmer Lloyd zur Hundertsonnenwelt, vom Zentralplasma um Hilfe gebeten.

Als Gegenleistung für die Vernichtung der Haßschaltung bot das Plasma seine sogenannten Leerraum- oder Dunkelwelten wie Frago, Everblack, Chort und andere als Stützpunkte sowie einen allgemeinen Technologietransfer an (vor allem hinsichtlich der Transformkanone!). Es war Atlan, der Materiallieferungen und eine »Nachfolge« für die ausgestorbenen Mechanica-Intelligenzen in das Abkommen einbrachte; Rhodan bestätigte dieses Angebot. Der Vertrag wurde nur mündlich geschlossen, niemals aber gebrochen – Posbis waren und sind die treuesten Verbündeten! Zu Atlan und Rhodan besteht überdies eine persönliche Beziehung; diese versprachen, die Suche nach der »Urzelle«, die sich in einer Satellitengalaxis von Andromeda befand, im Auge zu behalten.

Die Haßschaltung (Nr. 1) wurde gesprengt, sich einstellende »Verzahnungsschwankungen« zwischen Plasma und Hyperinpotronik konnten später von Van Moders beseitigt werden; zuvor wurden allerdings beim Kampf der Posbis untereinander und durch weitere Angriffe der Laurins bis auf zehn Prozent Restbestand alle vorhandenen Planeten und Stützpunkte der Posbis zerstört. Technische Erkenntnisse der Posbis waren neben der Transformkanone – seinerzeit auch Transformstrahler genannt – vor allem die Relativschirme, obwohl letztere in direkter Kopplung mit der Haßschaltung nach deren Zerstörung nicht mehr erstellt werden konnten.

Im Oktober 2402 wurde in Andro-Beta Rando I gefunden. Ein von den MdI geschicktes Vernichtungskommando ließ den Planeten explodieren, nachdem die Terraner Kontakt zur Urzelle hergestellt hatten. Während die CREST III noch in der Vergangenheit verschollen war, gelangte 2404 der Plasmaagent zur Hundertsonnenwelt; es handelte sich um einen Doppelgänger aus infizierter Urzellensubstanz von im MdI-Krieg gefangenen Terranern.

Das Zentralplasma erhielt auf diese Weise erstmals wieder Kontakt zur Urzelle und erfuhr, daß Terraner an deren Vernichtung beteiligt gewesen waren: ... die Botschaft, die der Plasmaagent überbracht hatte, war in ihrem Kern echt. Nur das zählte. Sofort reagierte das Plasma. Und irgendwo auf der Hundertsonnenwelt sprach eine Schaltung an, die alle Beteiligten für zerstört gehalten hatten ... (PR-Taschenbuch 184)

Die zweite (redundante) Haßschaltung ließ daraufhin die Relativschirme wieder funktionieren. Tausende Fragmentraumer schwärmten aus, um mit dem Schlachtruf RÄCHT DAS INNERE den Kampf gegen die Menschheit aufzunehmen – genau wie von den MdI geplant. Tatsächlich war der Plan noch teuflischer; der mit einem Virus infizierte Plasmaagent hätte auch das Zentralplasma vernichtet. Dies wurde gerade noch erkannt, dem Plasma mitgeteilt und der bevorstehende Angriff in letzter Minute abgeblasen.

Mit der Sprengung der zweiten Haßschaltung war zwar erneut die Funktionsbereitschaft der Relativschirme beendet, allerdings auch der Grundstock dafür gelegt, daß später mit Hilfe der Posbis das terranische ATG-Feld entwickelt werden konnte. Die Relativschirme hatten eine Versetzung bis zu maximal zehn Stunden in die Zukunft ermöglicht; bei Minimumverdünnung von weniger als einer Millionstelsekunde Differenz konnte mit den Tranformkanonen von innen nach außen geschossen werden, ohne daß die Unsichtbarkeit verlorenging.

Im Jahr 428 NGZ, als die Posbis vorübergehend durch abermaliges Wiederaufleben der Haßschaltung zu Werkzeugen des Dekalogs der Elemente wurden, machten sie mit der Aktivierung des Chronofossils Hundertsonnenwelt einen evolutionären Sprung. Bisher Maschinen mit einer biologischen Komponente, wurde aus der hypertoyktischen Verzahnung von Positronik und Plasma nun eine bionische Vernetzung, die die Posbis wie organische Wesen Gefühle empfinden, Stimmungen unterliegen und irrationale Wünsche hegen ließen.

Als Mitglieder der Tarkan-Flotte im Jahr 1143 NGZ die Hundertsonnenwelt anflogen, war diese von den Posbis verlassen. Inspiriert vom »Propheten« Icho Tolot, hatten sich die Posbis auf die Suche nach dem verschollenen Perry Rhodan gemacht. Das Zentralplasma war nach Andromeda gebracht worden, die Hundertsonnenwelt sollte von den Gurrads aus Magellan verwaltet werden, während die Posbis ab 711 NGZ auf dem Planeten Dongan in Andromeda eine neue Heimat gefunden hatten.

Erst nach dem Ende von Monos siedelten sie wieder auf die Hundertsonnenwelt über. Seit der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts NGZ mit Syntroniken ausgestattet, läuft mit Beginn der KorraVir-Gefahr in der Milchstraße das Zurückrüsten der Systeme beziehungsweise der Umbau zu positronisch-syntronischen Hybridsystemen.

Rainer Castor