PERRY-RHODAN-Kommentar 2117


»HYPERMETALL« YDDITH


Bei oberflächlicher Betrachtung sieht man Linckx seine Besonderheit nicht an. Es ist der zweite von fünf Planeten eines ganz gewöhnlichen gelben G1V-Sterns mit einem Durchmesser von 16.445 Kilometern und einer Schwerkraft von 1,29 Gravos. Dass es sich für menschliche Begriffe um einen eher »ungemütlichen« Ort handelt, ist hierbei von untergeordneter Bedeutung. Welten wie diese gibt es schließlich ungezählte im Universum.

Die Besonderheit wird erst ersichtlich, wenn wir von der konventionellen zur hyperphysikalischen Betrachtungsweise übergehen. Den Hyperortern bietet sich ein Bild, das ziemlich aus dem Rahmen fällt: Der gesamte Planet ist in eine hyperenergetische, sich permanent verändernde Blase gehüllt, die extrem stark im Bereich von 8,6 mal zehn hoch vierzehn bis 1,4 mal zehn hoch fünfzehn Kalup strahlt, mit einem Emissionsmaximum bei rund einem mal zehn hoch fünfzehn Kalup. Jenem Teil des Spektrums also, in dem auch Parakräfte angesiedelt sind.

Wer jetzt jedoch als Ursache irgendwelche Lebensformen erwartet, mit denen solche Emissionen im Allgemeinen verbunden werden, sieht sich getäuscht. Stattdessen haben wir es mit Ausstrahlungen des fünfdimensional strahlenden Quintadim-Erzes oder -Metalls (abgekürzt Quinta-Erz oder -Metall) zu tun, das Yddith genannt wird und das einzige Ausfuhrprodukt des Planeten ist. Nach Ansicht der Wissenschaftler scheint es ein dem PEW-Metall vergleichbarer »Howalgonium-Sextagonium-Zwitter« zu sein, was unter anderem den hohen ultrahochfrequenten Strahlungswert erklären würde.

Fest steht, dass die Fluktuationen und Veränderungen der hyperenergetischen Blase häufig zu Hyperstürmen auswachsen, bei denen sich der Himmel mit einem dunkelroten Flackern überzieht oder gar die Luft insgesamt von rotem Leuchten erfüllt ist – gedeutet als in den Normalraum hineinreichendes »Abbild« der freigesetzten Kräfte. Über dem Yddith selbst tanzten dann mitunter goldene Schleier. Hinzu kommen je nach Hypersturmstärke Irrlichter und exotische Erscheinungen, auf die wir noch an anderer Stelle eingehen werden.

Diese hyperphysikalischen Bedingungen jedenfalls lassen im unmittelbaren Bereich der Planetenoberfläche keinen verlässlichen Betrieb von 5-D-Aggregaten zu, weil Yddith auf Linckx in so großer Konzentration und Menge vorkommt, dass jegliche hoch entwickelte Technik eine permanente, oft tödliche Fehler- und Gefahrenquelle darstellt. Verständlich also, dass es auf Linckx selbst nur Luftschiffe oder primitive Propeller- oder Jetstrahlflugzeuge gibt.

Es existieren keinerlei oberplanetarische Yddith-Vorkommen. Durch die zahlreichen Unterwasserbeben auf dem von vielen aktiven Vulkanen durchsetzten Meeresgrund werden allerdings permanent neue Fördergebiete emporgehoben. Die waghalsigen Prospektoren in ihren riesigen, aber altertümlichen U-Booten schürfen daher stets unter der Wasseroberfläche des Bittermeers, das den Kontinent Kaza umgibt. Eine extrem gefährliche, jedoch auch äußerst gewinnbringende Tätigkeit – für Yddith, das angeblich nur auf Linckx vorkommt, werden in ganz Tradom astronomisch hohe Preise erzielt.

Die Schürfer bekommen in Shinkasber den vollen Betrag abzüglich der Provision des Luftschiffes gutgeschrieben, das den Transport vom Abbaugebiet zu den Lagerhallen übernimmt. Eine Ausfuhr zu anderen Planeten ist dagegen mit neunzig Prozent Tribut an das Reich Tradom belastet. Schon dies zeigt, wie wichtig das »Hypermetall« für das Reich Tradom und seine Technik sein muss: Die Tributhöhe belegt eindeutig, dass weniger der Export als vielmehr die Eigennutzung Ziel ist – ein Hinweis, den wir im Hinterkopf behalten sollten.

Die Erzbildung geht auf submarin-vulkanische Ergussgesteine wie auch auf hydrothermale Lösungen zurück, die aus tief liegenden Magmaherden aufsteigen. Bei den magmatischen Erzlagerstätten werden Chrom-, Platin-, Vanadium-, Nickel- und Kupfererze ausgeschieden, deren hohe spezifische Dichte sie in der Magmakammer absinken lässt, so dass sie sich zu lagigen Erzkörpern anreichern. Bei hohem Schwefelgehalt dieser Schmelze können auch sulfidische Kupfer-Nickel-Eisen-Erze gebildet werden.

Chemisch und physikalisch haben wir es auf den ersten Blick also mit normalen Erzmineralen zu tun, deren Metallgehalt sich nicht von dem auf anderen Planeten unterscheidet und die ebenso Minerale wie Kalk und Quarz enthalten. Genau wie bei den »normalen« Hyperkristallen und Howalgonium (siehe PR-Kommentar 2082 und 2090) muss allerdings der hyperphysikalische Aspekt einbezogen werden, der das »eigentliche« Yddith ausmacht. Denn für alle diese »exotischen Materialien« gilt, dass es Kombinationen von normaler Materie mit variabler, zufallsbedingter Hyperenergie-Materialisation sind – also Einlagerungen »pseudomaterieller Strukturen« von mehr oder weniger ausgeprägter Stofflichkeit aufweisen, die konventionelle Messungen beeinflussen und zu scheinbar rätselhaft schwankenden Ergebnissen führen.

Die durch Hyperbarie entstehende normale Materie des Standarduniversums hat ihr »hyperenergetisches Äquivalent« vor allem im unteren Spektralbereich bis 6,854 mal zehn hoch dreizehn Kalup. Im Gegensatz dazu muss beim Yddith der als »Psi« oder »Hyper-Psi« umschriebene ultrahochfrequente Bereich zugrunde gelegt werden, entsprechend dem Spektralabschnitt von 8,657 mal zehn hoch dreizehn bis 4,3284 mal zehn hoch fünfzehn Kalup.

Das heißt: Während es sonst vor allem Hyperbarie-Fluktuationen sind, weisen höher geordnete »Hyperelemente« oder »Hypermetalle« wie Yddith, PEW-Metall, Sextagonium und das bei den Arcoana beobachtete n-Exagonium UHF-Bestandteile auf, sofern sie nicht teilweise oder sogar komplett aus (stabiler) Psi-Materie bestehen ...

Es dürften also vermutlich gerade diese Eigenschaften sein, die die Wirkungen wie beim Paradim-Panzer und den »blauen Strahlen« erzielen.

Rainer Castor