PERRY-RHODAN-Kommentar 2128


ARKONIDISCHE KELCHRAUMER


Soweit wir bislang wissen, wurde Mitte 1306 NGZ die geheimnisvolle Yobilyn-Werft auf Arkon III in Betrieb genommen. In aller Heimlichkeit errichtet, hatte nicht einmal die USO rechtzeitig Wind davon bekommen. Bis zur Gegenwart war es nicht gelungen, weitere Informationen zu erlangen. Weder über die Yobilyn-Werft selbst, die von einem ähnlichen Antiortungsfeld wie seinerzeit die Planeten Urengoll und Subtor geschützt ist, noch über die dort gebauten Raumer. Man weiß nur, dass es sich um ein 500-Kilometer-Areal mit eigenem Raumhafen am Äquator von Arkon III handelt.

Nur Gerüchte hatten die Runde gemacht, in denen vage von Schiffen des Khasurn-Typs gesprochen wurde. Khasurn bedeutet wörtlich »Kelch« und ist die Bezeichnung des arkonidischen Riesenlotos. Abgeleitet davon ergab sich die Bezeichnung für den Adel insgesamt, auch im Sinne von »Haus, Geschlecht« verwendet.

Nun also schickte Imperator Bostich I. 1100 Kelchraumer in den Kampf, die sich als Letzte zur vereinigten Flotte am Sternenfenster gesellt hatten – umschrieben als Ultraschlachtschifftyp der GWALON-Klasse (Gwalon I. war der allererste Imperator).

Die Basiszelle der Raumer ist eine Kugel von 2400 Metern Durchmesser, an die unten ein 750 Meter hoher, sich von 1200 auf 600 Meter verjüngender Kegelstumpf angeflanscht ist und offensichtlich vor allem neuartige Triebwerke für den Sublichtbereich beherbergt, wie der grellbläuliche Lumineszenzeffekt verdeutlicht. Der sichtbare Kugelabschnitt ist 1650 Meter hoch.

Die plane Kelchoberseite von 2100 Metern Durchmesser ist von einer bei Bedarf transparenten oder undurchsichtigen, im Zentrum 600 Meter hohen Prallfeldkuppel überwölbt. Die Fläche kann wahlweise als Landefeld für Beiboote, zur zusätzlichen Aufnahme von sperrigem Gut oder aber weiteren Waffen dienen. Die Gesamthöhe von der Kegelstumpfbodenfläche bis zum Zenit der Prallfeldkuppel beträgt 3000 Meter.

Die Khasurnschiffe sollen nicht allein in Zukunft Arkons Macht und Glorie äußerlich repräsentieren. Sie stellen, wie sich zeigte, eine wichtige Waffe im Kampf gegen die Katamare dar. Sie alle wurden von der Industriemacht Arkon eigens gegen die Invasionsarmee in kürzester Zeit mit waffentechnischen Großkalibern aufgerüstet – mit Intervallgeschützen, die eigentlich für den Einsatz in planetaren Forts gedacht waren und jenen der Haluter auf der SHE’HUAN oder der der TRAJAN nicht nachstehen (womit der Vorteil der ebenen Kelchoberseite klar erkennbar wird: Hier lässt sich viel unterbringen!).

Berücksichtigen wir die selbst mit syntronischer Unterstützung in die Jahrzehnte gehende Entwicklungszeit, muss davon ausgegangen werden, dass die ersten Schritte schon spätestens im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts NGZ unternommen wurden.

Maßgeblicher Chefentwickler war Ka’Marentis Aktakul und sein »Team«, wie wir auch aus den Andeutungen des Zaliters Trerok wissen (siehe PR-Roman 2115). Bostichs Jugendfreund Aktakul studierte auf Arkon II, arbeitete als junger Assistent in den Forschungsabteilungen der Orbanaschol-Werft und fluchte über die Knebelverträge, weil seine genialen Entwicklungen automatisch zum Orbanaschol-Patent wurden. Waren ihre Wege zunächst auseinander gelaufen, trafen sie sich erst auf Bak Jimbany wieder, als die eigentliche Reifeprüfung für Gaumarol da Bostich anstand – die ARK SUMMIA (PR-Roman 2039).

Nachdem Bostich Imperator geworden war, betraf eine erste Personalie den wissenschaftlichen Apparat des Imperiums, mithin eine Schlüsselposition. Bostich berief als in der Rangfolge dritthöchsten Wissenschaftler den Extrasinninhaber Aktakul, dessen Karriere steil verlief, aber trotz unleugbarer Genialität aus Gründen der politischen Räson und kolonialen Herkunft nie bis ganz nach oben führte.

Bostich plante jedoch langfristig. Der zweite Wissenschaftler des Imperiums war alt, und wenn er starb, rückte automatisch Aktakul an seine Stelle, ohne dass dieser Vorgang direkten Verdacht erregt hätte – jedenfalls, wenn Aktakul bis dahin lebendig durchhielt. Er hielt durch – auch wenn er sich der Unterstützung der SENTENZA versicherte und als Zarakh’athor im System von Schemmenstern in TAI-MEREN-MOAS eine zweite Identität aufbaute.

Wie gut seine neuen Raumer wirklich sind, wird sich noch erweisen müssen – auf ihre detaillierten Daten werden wir zu gegebener Zeit eingehen.

Rainer Castor