PERRY-RHODAN-Kommentar 2149


PARADIMJÄGER UND PANZERBRECHER


Die Forschungen zum Paradim-Panzerbrecher liefen auf Hochtouren, als aus Tradom die von den Aarus ermittelten Daten die ganz konkrete »Bauanleitung« lieferten. So stand beispielsweise ein Ersatz für das Yddith schon zur Verfügung: Wird CV-Embinium gezielt mit Criipas und Eclisse dotiert, ergänzen sich die Eigenschaften der Materialien. Die Hyperemissionen werden hierbei quasi vom CV-Embinium zwischengespeichert und mit Erreichen der Sättigungsgrenze wieder abgestrahlt; es kommt somit zu den gepulsten hyperenergetischen Stoßimpulsen im UHF-Bereich.

Um das beim Paradim-Panzerbrecher benötigte Ergebnis zu erhalten, sind die drei total verschiedenen Stoffe im exakt berechneten Verhältnis und überdies in einer bestimmten strukturellen Anordnung zu kombinieren, mit höchster Präzision im Nanometerbereich – vergleichbar den diversen Halbleiterschichten eines Mikrochips –, so dass insgesamt als Projektorkern ein 2,24 Meter langer und 27,48 Zentimeter durchmessender Zylinder entsteht. Dieser wiederum ist von Ringspulen umgeben, es gibt Impulsanreger, Hyperdim-UHF-Resonanzverstärker und dergleichen mehr.

Der Kernblock des Panzerbrecher-Projektors ergibt ohne Verkleidung einen Zylinder von 1,52 Metern Durchmesser und 2,48 Metern Länge und kann entweder nach dem Vorbild des CoJito-Planetenjägers in eine Projektorkugel integriert, aber auch in »linearer Anordnung« mit der übrigen Peripherie der Steuertechnik, Energieversorgung, Energie-Zuleitung und so weiter verbaut werden.

Leider entstehen beim Einsatz des Panzerbrechers extrem starke hyperenergetische Streustrahlungsfelder, deren Maximalintensität zwar erst rund zwanzig Meter vom Projektor entfernt erreicht wird, ab hier jedoch massiv auf sämtliche normale und hyperphysikalische Technik einwirkt und diese stört oder im Extrem sogar zerstört! Während sich ein Kleinraumschiff oder Raumjäger aufgrund seiner geringen Größe somit noch im »toten Winkel« befindet, würde der Störeffekt bei jedem größeren Raumer diesen selbst außer Gefecht setzen, da sich das Streustrahlungsmaximum in jedem Fall auch innerhalb des Schiffs auswirkt und wegen der beteiligten UHF-Bestandteile nicht einmal von einem Paratron wirkungsvoll abgeschirmt werden kann.

Notgedrungen blieb also nichts anderes übrig, als die PDB in Kleinraumer einzubauen, obwohl die Schussweite auf eben mal 50.000 Kilometer begrenzt ist.

Die große Typenvielfalt von Shifts und vor allem von Space-Jets, aber auch von Kleinkugelraumern wie den Minor-Globes I und II und Korvetten war die Ursache dafür, dass nach dem Ende der Monos-Diktatur ein deutlich geringeres Gewicht auf die Entwicklung von Raumjägern gelegt wurde, so dass diese zeitweise fast ganz aus den Flotten der LFT verschwunden schienen.

Erst der sich zum Ende des 13. Jahrhunderts NGZ steigernde Konflikt mit dem Kristallimperium, vor allem aber die Ereignisse im Jahr der »SEELENQUELL-Krise« führten zu einem ersten Umdenken – wenn auch zunächst eher bei den LFT-Welten der Außenrandzone, die zum Beispiel damit begannen, Lizenz-Versionen des »Schwalbenschwanz-Jägers« der Whistler-Battle Technologies zu bauen und in Dienst zu stellen, während Terra selbst mehr auf den Ausbau ihrer Space-Jet-Flotte setzte.

Die Entwicklung der im Herbst 1311 NGZ von der LFT-Flotte in Dienst gestellten »Thunderbolt-Jäger« ist eine Geschichte für sich: Hierbei handelt es sich um eine Entwicklung von USO-QuinTechs im Auftrag von Residenz-Minister für Liga-Verteidigung, Reginald Bull, bei der gezielt auf Camelot-USO-Know-how zurückgegriffen wurde (was die Technik an sich betrifft, aber auch das Motto der USO, bevorzugt auf kleine, wendige und schnelle Einheiten zu setzen).

Es handelt sich um einen Deltaflügler, der auch in seiner überlichtschnellen Version schon auf den kombinierten Weltraum- und Atmosphäreneinsatz ausgelegt wurde und hierbei ein aerodynamisches Profil erhielt, um auch im »niederenergetischen« Flugbereich bis Mach 5 eine möglichst geringe Ortungssignatur abzugeben.

Triebwerke im Sublichtbereich sind vier Sceer-Hyperfeldtriebwerke neuester USO-Entwicklung auf der Basis gravomechanischer Impulse mit einer Maximalbeschleunigung von 1385 km/s2. Bei der LFT läuft ein eigenständiges Forschungs- und Entwicklungsprojekt unter der Bezeichnung (sceersches) Gravotron-(Hyper-)Feldtriebwerk, das inzwischen in einer Reihe von Kleinraumschifftypen zum Einsatz kommt.

Zusammen mit zwei außen liegenden Gravo-Jet-Innenstrom-Atmosphärentriebwerken sind beim Thunderbolt alle sechs Aggregate nebeneinander im Rumpfheck unter der Flügelhinterkante untergebracht. Ursprünglich in der überlichtschnellen Version ausgeliefert, wurde der gesamte Verband nun zum Paradimjäger umgerüstet.

Ab Ende Januar 1312 NGZ wurden aus dem Gebiet der gesamten LFT Jäger der Schwalbenschwanz-Klasse, modifizierte 20-Meter-GRIBBON-Space-Jets sowie die Thunderbolt-Jäger zusammengezogen. Alle wurden auf dieselbe Weise behandelt: Überlichttriebwerk ausgebaut, normale Bewaffnung ebenfalls. Ende Februar 1312 NGZ waren sie mit einem Paradim-Panzerbrecher galaktischer Produktion, speziellen Paratronprojektoren/-konvertern mit der bereits bekannten Kalibrierung und einem eigens designten Positroniksystem ausgestattet.

Hinzu kamen selbstverständlich ein wirksamer Ortungsschutz sowie Stealth-Eigenschaften der Jäger selbst. Die Paradimjäger sind dennoch nicht mehr als fliegende Geschütze mit Schutzschirm. Dafür ermöglichen extrem leistungsstarke Unterlicht-Triebwerke engste Kurvenradien und erratische Manöver, die – in Verbindung mit der Winzigkeit und der Anti-Ortungs- und Tarn-Ausstattung – wiederum jeder gegnerischen Zielerfassung das Leben schwer machen. Sofern es optimal läuft, tauchen die Jäger also für die Katamare quasi »aus dem Nichts« auf ...

Rainer Castor