PERRY-RHODAN-Kommentar 2159


DER SCHWARM ANNO 3440


Während Alaska Saedelaere und Monkey versuchen, sich im Schwarm Kys Chamei, in den sie die Passage durch den Zeitbrunnen verschlagen hat, zu orientieren und die Ereignisse richtig einzuschätzen, ist es vielleicht hilfreich, sich die Ereignisse in Erinnerung zu rufen, da ein vergleichbares Gebilde die Milchstraße im wahrsten Sinne des Wortes heimsuchte (nachzulesen in den PR-Romanen 500 bis 569).

Es war am 29. November 3440, 0.23 Uhr, als das kosmische Gebilde per Giganttransition erschien – ein lang gestrecktes, in einen Schmiegschirm gehülltes, astronomisches Objekt von fast 11.000 Lichtjahren Länge, das somit durchaus als wandernde Kleingalaxis bezeichnet werden konnte. Die Zahl der schwarminternen Sonnen und Planeten wurde auf 800.000 geschätzt; die Zahl der Flugkörper wie Raumschiffe, Stationen und dergleichen auf 1,2 Millionen.

Allerdings variierte die Zahl der Planeten und Sonnen, weil der Schwarm immer wieder neue Systeme aufnahm und ausgeplünderte Planeten abstieß. Sonnensysteme, die dem Schwarm im Weg lagen, wurden dagegen von den so genannten Blockaderäumern »entfernt«: Der als hyperdimensionale Kokonlagerung umschriebene Effekt war ein vom Schmiegschirm des Schwarms verwendetes Prinzip zum Erstellen eines Miniaturuniversums. Hierbei wurden nicht in den Innenbereich aufgenommene Sonnensysteme eingekapselt und in ein übergeordnetes Kontinuum abgedrängt, ohne eine wirkliche Ortsveränderung zu vollziehen – sobald der Schwarm weitergezogen war, erlosch die Kokonlagerung, und die betroffenen Systeme erschienen wieder an Ort und Stelle.

Bei seinem Erscheinen löste der Schwarm durch die Senkung der fünfdimensionalen Feldlinien-Gravitationskonstante um 852 Megakalup durch die Manips genannten Manipulatorschiffe eine galaxisweite Verdummung aus. Die Erkundung und nachrichtendienstliche Auswertung entwickelte sich daher sehr mühsam. Die Zahl der direkten und indirekten Todesopfer der Verdummung konnte nie eindeutig bestimmt werden, dürfte aber viele hundert Milliarden oder gar Billionen betragen haben! Nur nach und nach wurden die Völker des Schwarms entdeckt – wie Kleine Purpurne, Gelbe Eroberer, Schwarminstallateure und die Schwarmgötzen – und ihre Beziehungen zueinander enträtselt.

Nachdem die Terraner lange Zeit die Schwarmgötzen für die Herren und Erbauer des Schwarms gehalten hatten, gewann man mit dem Auftauchen des Cynos Schmitt erste Einblicke in die Geschichte des Schwarms: Er wurde etwa 1,6 Millionen Jahre vor Christus erbaut; seine ursprüngliche Aufgabe war es, durch Manipulation der fünfdimensionalen Feldlinien-Gravitationskonstante Intelligenz zu fördern und zu verbreiten. Die kontinuierliche Fortbewegung des Schwarms auf seiner Bahn durch weite Gebiete des Universums wurde durch den Zugvogelinstinkt der Karties (»Gelben Eroberer«) gefördert.

Die Cynos hatten die Statthalterfunktion über das Gebilde erhalten (siehe PR-Kommentar 2144 bis 2146). Später wurde das Volk der Karduuhls, die »kleineren Kinder der Intelligenzverteiler«, in den Schwarm integriert und von den Cynos paraphysikalisch manipuliert. Diese Beeinflussung erstreckte sich über etwa 20.000 Jahre und endete mit dem Aufstand der Karduuhls, begünstigt vom Verrat des Cynos Hesze Goort. Der Schwarm hatte zu diesem Zeitpunkt die Milchstraße erreicht; die Cynos flohen aus dem Schwarm und gründeten hier ihr heimliches Imperium.

Eine Million Jahre später kehrte der Schwarm auf seinem Rundkurs in die Milchstraße zurück. Mit Hilfe der Terraner gelang es den Cynos, die Herrschaft über den Schwarm zurückzuerobern. Unter ihrer Führung verließ das gigantische Gebilde Anfang Juni 3443 die Milchstraße und zog weiter ...

Wichtige Fragen nach der Entstehung des Schwarms und den damit verbundenen Hintergründen blieben lange Zeit ungeklärt. Erst durch den Kontakt mit Bardioc konnte im Jahr 3585 ein weiterer Zipfel des Rätsels angehoben werden: Der Schwarm war im Auftrag der Sieben Mächtigen, die wiederum von den Kosmokraten gesandt waren, »in Gang gesetzt« worden. Nachdem mit der »Phase Eins« von den Sporenschiffen die On- und Noon-Quanten ausgestreut waren, wurden die Cynos in der »Phase Zwei« von den Sieben Mächtigen als Lenker eines weiteren Sternenschwarms ausgewählt.

In den Jahrhunderten zuvor hatten die Mächtigen 36 ausgewählte Völker – als vergeistigtes Kollektiv die späteren Querionen – zu einem festen Bündnis vereint und ihnen suggeriert, den Schwarm zu erbauen. Er war beileibe nicht der einzige seiner Art, da die Mächtigen im Verlauf der Jahrmillionen viele solcher Unternehmungen durchgeführt hatten, und sollte nach dem Willen der Kosmokraten die Aufgabe der Sporenschiffe unterstützen und vertiefen. Als eins der ersten Völker nahm der Schwarm die Karties auf, die durch ihre Konditionierung durch die Mächtigen einen Zugvogelinstinkt entwickelt und einen hohen Wissensstand auf dem Gebiet der Groß- und Massentransition erworben hatten.

Weil der Schwarm auf seinem Rundkurs auch jene Bereiche des Universums berührt hätte, die sich Bardioc als Einfluss- und Machtzone auserwählt hatte, entschied er sich, den Schwarm zu sabotieren, um das Entstehen zu vieler intelligenter Völker zu verhindern. Er manipulierte die Karduuhls und veranlasste zu ihrer Machtübernahme den Cyno Hesze Goort dazu, den neun Imaginären den Paradimschlüssel mit dem Tabora zu stehlen.

Zur Sicherung seiner Manipulation raubte Bardioc auf dem Planeten Garmohn überdies den Anzug der Vernichtung, während sich dessen Besitzer Ganerc alias Callibso auf Schleygor III aufhielt. Dadurch verdammte er seinen »Bruder« zu einem Leben in der Verbannung. Den Anzug der Vernichtung verbarg Bardioc auf Stato II, einer der beiden Hauptschaltwelten des Schwarms. So wurde die Aufgabe des Schwarms ins Gegenteil verkehrt – bis er von den Cynos zurückerobert werden konnte und nun wohl ebenfalls »abgeschaltet« sein dürfte ...

Rainer Castor