PERRY-RHODAN-Kommentar 2180


NOCHMALS: THOREGON-PULSE (I)


Während sich Alaska Saedelaere und Monkey, vom irregulär arbeitenden Zeitbrunnen hier abgesetzt, schon eine Weile im PULS des Ersten Thoregons bewegen, ist die Besatzung der SOL erst seit der Überwindung des Stasisfelds in der Lage, die Bedingungen vor Ort unter die Lupe zu nehmen und ins Bild der bislang gewonnenen Informationen einzufügen.

Daten über vergleichbare Zonen wurden bislang im PULS von DaGlausch sowie in der NACHT von Segafrendo gesammelt. Inwieweit sie jedoch als Vergleich herangezogen werden können, muss sich erst noch herausstellen. Bei diesem PULS handelt es sich in jedem Fall um ein anderes Entwicklungsstadium, zweifellos verbunden mit anderen Randbedingungen und Gesetzmäßigkeiten.

Der PULS im Kessel von DaGlausch, am 26. April 1291 NGZ von der SOL und den sechs Superintelligenzen erreicht, begann am 30. April »zu schlagen« und muss seither zunächst »stabilisiert« werden – ein weiterhin mit vielen Fragen behafteter Prozess. Im Gegensatz dazu schien die NACHT zwar schon weitgehend von ESTARTU stabilisiert worden zu sein, brach dann aber in sich zusammen.

Die als »Feuer von Hesp Graken« umschriebene Glutzone erreichte 2360 Lichtjahre Durchmesser, die NACHT 0,42 Lichtjahre, während wir es beim »Kessel von DaGlausch« mit etwa 5000 Lichtjahren und einem PULS von 0,82 Lichtjahren Durchmesser zu tun haben. Im Gegensatz dazu erreicht das Gebiet des Ersten Thoregons – eingebettet in die Glutzone von 7670 Lichtjahren Durchmesser – unglaubliche 450 Lichtjahre.

Weil in den mit den Kosmokraten abgeschlossenen Verträgen stets die »Klausel« vorzufinden war, nach der der jeweilige PULS nicht weiter ausgedehnt werden darf, bleibt die Frage unbeantwortet, ob im Extrem, sofern ausreichend Zeit zur Verfügung steht, gar die Größte eines »normalen« Universums erreicht werden könnte.

Auf welche Weise solch ein PULS als Folge natürlicher Prozesse wie beispielsweise Galaxienkollisionen entsteht, kann inzwischen als bekannt vorausgesetzt werden, wenngleich die damit verbundenen Gesetzmäßigkeiten bei weitem noch nicht exakt erforscht oder verstanden sind. Die Fragen, die sich auf die spezifische »Physik« eines PULSES beziehen, sind weiterhin Legion. Als weitgehend gesichert gilt derzeit, dass es sich um Enklaven handelt, die – zunächst – als Absolutes Vakuum in Erscheinung treten.

Zonen, für die zu gelten scheint, dass sie – ebenfalls zunächst – frei von Quantenfluktuationen sind und keinerlei Virtuelle Quanten hervorbringen, müssten im Multiversum »eigentlich« als physikalisch unmöglich bezeichnet werden. Nicht umsonst verwundert es, dass Menschen überhaupt innerhalb des »Ereignishorizonts« bei solch »exotischen Bedingungen« leben können. Dass mit ihrem Eindringen quasi ein Stück vertrauter Raumzeit in diesen als extrauniversal umschriebenen Bereich mitgenommen wird oder sonst eine »Anpassung« stattfindet, kann bestenfalls ein erster Ansatz sein.

Um sich der Problematik weiter zu nähern, kann es unter Umständen hilfreich sein, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen: Als die SOL nach dem Passieren des Black Holes von Balayndagar mit ihrer bewusstlosen Besatzung den Dakkardim-Ballon erreichte, hatten die Borduhren plötzlich den 3. Januar 3581 angezeigt. Die Umgebung wirkte zunächst keineswegs abnormal. Die planetenlosen Sonnen waren zwar weit in der Überzahl, aber das erklärte sich dadurch, dass es für Planeten als schwache Hyperstrahler schwierig war, das Samtauge in materiell stabiler Form zu passieren.

Obwohl es sich beim Dakkardim-Ballon um ein anders geartetes Phänomen als bei einem PULS handelte, sollten wir uns die absonderlichen Beobachtungen näher vor Augen führen. Immerhin hatte die SOL-Besatzung seinerzeit mit überaus widersprüchlichen Messwerten zu kämpfen. Natürlich war damals sofort begonnen worden, die Ausmaße des Dakkardim-Ballons zu ermitteln, in den die Rute eingebettet war, das Miniaturuniversum der Zgmahkonen mit der Form eines Stratosphärenballons.

Laut den Ergebnissen der Messgeräte erwies sich dieser als 0,21 Lichtjahre lang und hatte in seiner »oberen« halbkugelförmigen Rundung einen Höchstdurchmesser von 0,07 Lichtjahren. In extremem Widerspruch dazu wurde allerdings die mittlere Entfernung der Sterne untereinander mit etwa 1,8 Lichtjahren ermittelt. Somit stellte sich die drängende Frage, wie dreitausend Sonnen, die diesen mittleren Abstand hatten, in einem Gebilde existieren konnten, dessen Maximalabmessungen nur 0,21 und 0,07 Lichtjahre betrugen.

Dazu der PR-Computer 731: Die Frage ist selbstverständlich falsch gestellt. Eine der beiden Mess-Serien hat unrichtige Resultate produziert: entweder die Ausmessung des Dakkardim-Ballons oder die Vermessung der Sternabstände. Nach Fehlern an den Messgeräten braucht man nicht zu suchen: Es ist die Eigenart der Dakkarzone, des Hyperraums, der die für den Einstein-Raum konzipierten Messinstrumente versagen lässt. Die Geräte, ebenso wie die Wahrnehmungsmechanismen des Menschen, sehen sich hier Verhältnissen gegenüber, die sie nicht mehr erfassen können. (...)

Glücklicherweise stellt sich heraus, dass die Dakkarzone, solange sich die Manöver in einem begrenzten Raumvolumen und bei mäßigen Geschwindigkeiten abspielen, dieselben Eigenschaften aufweist wie das Einstein-Kontinuum.

Die SOL bewegt sich nun im Ersten Thoregon zwar in einem Bereich von 450 Lichtjahren Durchmesser, der ähnlich einem Kugelsternhaufen etwa 250.000 Sonnen enthält und als eigenständiges Miniaturuniversum vertraute raumzeitliche Bedingungen aufweist. Es gibt auch »einen Hyperraum«, der eine ebenfalls vertraut erscheinende überlichtschnelle Fortbewegung gestattet. Die Erfahrungen mit dem Dakkardim-Ballon legen aber nahe, dass es vermutlich besser ist, sämtliche Beobachtungen und Messergebnisse stets mit größter Vorsicht zu genießen.

Rainer Castor