PERRY-RHODAN-Kommentar 2237


PROBLEMFALL HYPERKRISTALL (II)


Zu den mit am weitesten verbreiteten und am besten erforschten Hyperkristallen gehört die Howalgonium genannte, nicht synthetisch herzustellende Quarzform. Markantestes Kennzeichen ist ein ungewöhnliches Silizium-Isotopenverhältnis: Howalgonium besteht zur Hälfte aus dem Isotop Si-30, das in der Natur nur rund drei Prozent des Silizium-Bestandes ausmacht.

Wie beim normalen Quarz als der bei Temperaturen unterhalb von 870 Grad Celsius stabilen Form kristallisierten Siliziumdioxid wird auch Howalgonium von nahezu regulären Tetraedern gebildet, bei denen ein Silizium-Ion von vier Sauerstoff-Ionen umgeben ist, die jeweils zwei Tetraedern gemeinsam angehören. Während der Kristallaufbau also einem normalen Raumgitter entspricht, kann der eingelagerten »Pseudomaterie« zwar eine »atomähnliche« Feinstruktur zugewiesen werden, doch selbst exakteste Messungen erbringen ein zwischen 208 und 513 schwankendes Atomgewicht.

Arno Kalup versuchte die merkwürdigen Eigenschaften der Howalgonium-»Atome« dadurch zu erklären, dass er sie als »nur zum Teil« im Standarduniversum existent bezeichnete. Geoffry Waringer verfolgte diese These weiter und postulierte, dass der Howalgonium-»Kern« mitsamt seiner Elektronenhülle in »zwei verschiedenen Universen rotiere«. Erst Payne Hamiller beschrieb dann die Einschlüsse als pseudostabile, »am Rand des Hyperraums« angesiedelte Konzentration von Hyperbarie.

Die hyperenergetische Strahlung beruht auf der ständigen Verwandlung des Hyperäquivalents in (»Pseudo«-)Masse und umgekehrt, weil stets ein Rest – Zufallsgesetzen folgend – im übergeordneten Kontinuum verbleibt. Mit dieser Fluktuation variiert die natürliche Hyperstrahlung, weshalb beim Howalgonium von einer »hyperenergetischen Vario-Konstante« gesprochen wird. Diese ist klar von jener zu unterscheiden, die sich durch äußere Anregung konventioneller und/oder hyperphysikalischer Art ergibt.

Ein Teil der Emissionen folgt aus dem Umwandlungsprozess, ein anderer als Resonanz mit den übrigen »hyperenergetisch-pseudomateriellen Konzentrationskernen«. Ihr Mitschwingen führt zu Sekundär-»Entladungen« in Gestalt von Hyperjets – Hyperstrahlung, deren Quintronen über Zwischenstufen sehr rasch zu konventionellen Lichtquanten »degenerieren«. Neben der allgemeinen Lichtbrechung am Kristallgitter beruht vor allem hierauf die meist als »grünlich leuchtend« beschriebene Farbe des Howalgoniums.

In gleicher Weise beruht die Violettfärbung von Criipas vor allem auf Hyperjets, deren Degeneration Lichtquanten der Wellenlänge von etwa 411 Nanometern liefert; bei Mivelum sind es solche von 470 nm, bei Skabol 502 nm, bei Losol 547 nm und bei Khalumvatt 684 nm, während in Kyasoo Lichtquanten des gesamten sichtbaren Spektrums ohne besondere Hervorhebung auftreten – in ihrer Summe also weißes Licht.

Howalgonium der Spezifikation RT-0066 bedeutet beispielsweise, dass die Vario-Abweichung der Strahlung auf eine Bandbreite von 66 Kalup beschränkt ist, während solches mit überwertiger Drosselkonstante, »ÜDK-Howalgonium« genannt und beim Solaren Antitemporalen Gezeitenfeld benötigt, in der entsprechenden Amplitudendarstellung Maximalpeaks bei der dritten Paratron-Oberschwingung aufweist.

Im Zuge der Erforschung und bei Versuchen, Hyperkristalle doch synthetisch herzustellen, wurde unter anderem mit Einlagerungen von Anionen oder Neutralteilchen sowie dem Austausch von Silizium durch andere geeignete Elemente experimentiert – meist allerdings mit unbefriedigenden Ergebnissen. Statt der bei normalem Quarz anzutreffenden außerordentlich großen Mannigfaltigkeit verschiedener Formen erreichte man im Allgemeinen nur das totale Versiegen der Hyperfluktuation.

Ein Effekt, der zeigte, dass die »wahre Natur« bei weitem noch nicht komplett erfasst und verstanden war – auch bestätigt durch die Tatsache, dass sich Hyperkristalle nicht nach Belieben mit anderen »exotischen Materialien« und ihrer Wirkung kombinieren ließen.

Die nun beim roten Khalumvatt festgestellte tendenzielle Stabilität weist allerdings darauf hin, dass mit der erhöhten Hyperimpedanz viele der bisher als gesichert geltenden Erkenntnisse vermutlich Makulatur geworden sind. Bis die mit den neuen Bedingungen verbundenen Effekte und Phänomene erforscht und theoretisch erfasst sind, wird es in der Praxis wohl angesichts des erhöhten Bedarfs an Hyperkristallen auf einen Run auf die bekannten Lagerstätten hinauslaufen ...

Rainer Castor