PERRY-RHODAN-Kommentar 2284


der Hyperimpedanz


Bis zur Erhöhung der Hyperimpedanz war für den galaktischen Otto Normalbürger die Nutzung modernster technischer Errungenschaften einschließlich solcher aus dem »Hyperbereich« grundsätzlich betrachtet eine Selbstverständlichkeit. Vor allem Aspekte wie Annehmlichkeit und Bequemlichkeit spielten hierbei eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Die Formulierung »grundsätzlich betrachtet« ist allerdings eine Verallgemeinerung, die in mehrfacher Hinsicht relativiert werden muss. Schon auf einer Hauptwelt wie Terra, Arkon, Gatas oder Drorah unterscheidet sich der technische Standard im Alltagsleben von Groß- und Hauptstädten durchaus von dem in Kleinstädten oder Dörfern, die es selbstverständlich ebenfalls gibt. Und das allgemeine technische Niveau dieser Hauptwelten wiederum ist ein anders als das von ausgesprochenen »Hinterweltlerplaneten« mit eher geringer Bevölkerung oder solchen, auf denen eben erst die Besiedlung begonnen hat.

Ein weiterer Unterschied ergibt sich dadurch, dass staatlichen Institutionen oder der Raumflotte eine Spitzentechnologie zur Verfügung steht, die anderen aus Kosten- wie auch aus Geheimhaltungsgründen verwehrt bleibt. Krankenhäuser, Notfall- und Rettungseinrichtungen, Forschungsstätten und Universitäten sind anders ausgestattet als die normale Wohnung, während sich die Reichen und Einflussreichen wiederum anderes als die Durchschnittsbürger leisten können und der Allgemeinheit als öffentliche Einrichtungen zugängliche Dinge nochmals unter anderen Aspekten zu sehen sind.

Energieversorgung, Datenverarbeitung, Kommunikation, die allgemeine Ver- und Entsorgung bei Grundbedarfs- wie auch Luxusgütern, Fabrikations- und Dienstleistungshilfen in Form der unterschiedlichsten Roboter und Servomechanismen, Fortbewegung und Personen- wie Frachttransport, defensive wie offensive Sicherheitssysteme sowie die Möglichkeiten von Ausstattung, Mobiliar und dergleichen umschreiben als Stichworte die maßgeblichen Hauptgebiete, bei denen die Spannbreiten von ausgesprochener Low Tech bis zu High-Tech-Unikaten in der Art der Ultra-Giraffe reichen.

Über die schon angesprochenen Standort- und Einsatzaspekte hinausgehend, spielen bei der Einschätzung vor dem Hintergrund einer Unterscheidung in »Prä-« und »Post-Hyperimpedanz-Erhöhung« neben der Hyperimpedanz an sich Faktoren eine Rolle, die Dinge wie Qualität und Wirkungsgrad der Hyperkristalle bis zu Umwelteinflüssen und Störgrößen wie Hyperstürmen von längerer Dauer und größerer Stärke betreffen.

Auf den Sektor Energieversorgung beispielsweise waren Hyperzapfung und vor allem leistungsfähige Gravitraf-Speicher in allen Größenordnungen auch im Alltag weit verbreitete Methoden, denen die Hyperimpedanz-Erhöhung in der bisherigen Form einen Riegel vorschob. Durch Erfahrungen wie die Hyperraum-Parese anno 1200 NGZ waren zwar die ohnehin schon ausgeprägten Tendenzen zu einem »klein, dezentralisiert und so sparsam wie möglich« noch verstärkt worden. Beim eigentlichen Hyperimpedanz-Schock kamen vor allem im Bereich der LFT dennoch Faktoren zusammen, die selbst eine noch so gute Vorbereitung letztlich für die Übergangs- und Umstellungszeit zur Makulatur werden ließen.

Die Auswirkungen wurden nämlich nicht nur vom den gesamten LFT-Innenbereich heimsuchenden und in dieser Weise nicht vorhersehbaren Hypersturm massiv verstärkt, sondern vom beschleunigten Ausfall der Hyperkristalle mit ihrem reduzierten Wirkungsgrad, dem für hyperphysikalische Anwendungen grundsätzlich erhöhten Energieverbrauch an sich sowie von Problemen bei der Steuer- und Regeltechnik begleitet, weil nicht einmal die bereits durch die KorraVir-Gefahr vorangetriebene Umstellung auf Posyn-Hybridrechner sämtliche Syntronikausfälle kompensieren konnte.

Ganz zu schweigen davon, dass in diese sich gegenseitig beeinflussenden und häufig aufschaukelnden Ereignisse stets auch Sekundärtechniken verwickelt waren, die von Prall- und Antigravfeldern, über Anwendungen im Energieschirm- oder allgemeinen Formenergie-Sektor bis zu Kommunikations- und Telemetrieaspekten auf Hyperfunkbasis reichten.

Nicht zu vernachlässigen bei allen diesen Betrachtungen sind schließlich auch die anfangs erwähnten Aspekte der Annehmlichkeit und Bequemlichkeit: Wer vor dem Hyperimpedanz-Schock seine über den halben Planeten dezentralisierte, per Transmitter verbundene Luxuswohnung nicht von vornherein als Totalverlust abschreiben wollte, dürfte sich durchaus mit einem »wird nicht so schlimm werden« beruhigt oder auf das »Augen zu und durch« beschränkt haben.

Rainer Castor