PERRY-RHODAN-Kommentar 2289


KANTORS ERBE


Myles Kantor, am 1. Dezember 1147 NGZ als Sohn des Synergistiker-Duos Enza Mansoor und Notkus Kantor geboren, lebt nicht mehr: Am 30. April 1333 NGZ löste sich eine gigantische rötliche Lichterscheinung aus der Sonne, die an eine Spiralgalaxie erinnerte, sich unter Strukturerschütterungen immer mehr ausdehnte und schließlich verpuffte. Für die Informierten war somit klar, das der Zellaktivatorträger gestorben sein musste – und mit ihm die übrigen Besatzungsmitglieder der INTRALUX.

Im Gegensatz zu einem Arno Kalup, Geoffry Abel Waringer oder Payne Hamiller ist es Kantor nicht vergönnt, dass sein Name mit bahnbrechenden Erkenntnissen oder technischen Entwicklungen wie die nach Kalup benannte Hyperfrequenzeinheit, einem Kompensationskonverter oder einer neuen Algebra verbunden bleiben wird. Nicht einmal die neuen Hawk-Lineartriebwerke wurden nach ihm, sondern nach Tangens dem Falken benannt – in dieser Hinsicht haben ihn selbst Tautmo Aagenfelt mit der Aagenfelt-Barriere, Attaca Meganon mit dem Meganon-Faktor und sogar schon Malcolm S. Daellian mit dem Daellian-Meiler übertroffen.

Stets als eher »blass« eingestuft, war Myles Kantors Arbeit – ungeachtet aller sonstigen unbestrittenen Leistungen – mehr eine im Hintergrund gewesen. Er hatte unermüdlich Daten gesammelt wie seine Uhren; Daten, die in dieser Vielfalt und Komplexität anderen nicht zur Verfügung standen. Mögen auch die Auswertung und eine daraus abgeleitete neue Systematik noch ausstehen, so dürfte es doch gerade Kantor zu verdanken sein, dass in Vorbereitung auf die erhöhte Hyperimpedanz die Umsetzung in die Praxis problemloser gelang als von einigen Kollegen befürchtet.

Zwei Dinge spielen hier hinein, von denen erst die Zukunft zeigen wird, welche Bedeutung sie haben – dann nämlich, wenn sich nach der eingehenden Analyse herausstellt, was genau Kantors Erbe ist, zu dem auch stapelweise handschriftliche Notizen gehören ...

Als am 23. März 1304 NGZ die SOL von Dommrath zu ihrer langen Reise nach Wassermal aufbrach und die Galaxis der Pangalaktischen Statistiker am 20. November 1311 NGZ erreichte, hatte Myles Kantor in den vielen Jahren die Gelegenheit, das Vertrauen Mohedeh Kaschas zu erringen.

Der Mitteilsamste war der letzte Kimbaner zwar nie, aber es gelang Kantor und den anderen Wissenschaftlern der SOL immerhin, die Aura-Zange zu konstruieren, die die Grundlage für die Weiterentwicklung des Ultra-Giraffe genannten UHF-N-2-Ortungsgeräts darstellte.

Kernstücke sind hierbei die von dem Kimbaner gelieferten, »psimateriell angereicherten Ultrakristalle« – Alpha- und Beta-Exagonium genannt. Wichtig ist hierbei, dass beide im Gegensatz zu normalen Hyperkristallen bislang nicht von der Hyperimpedanz-Erhöhung betroffen sind. Mit ihnen versucht man gezielt der Effekt auszunutzen, bei einer Messung zum Beispiel auf der Hef-Skala im »scheinbar« niederfrequenten Bereich mit der gleichzeitigen Kalup-Bestimmung dort die UHF- und SHF-Bänder zu erreichen und umgekehrt.

Neben den von Kascha im Laufe der Jahre erhaltenen und auch aus winzigen Andeutungen und Bruchstücken zusammengesetzten Informationen stand Myles Kantor eine zweite, vermutlich noch wichtigere Quelle zur Verfügung: Nach der Vernichtung der Brücke in die Unendlichkeit und dem Ende der Superintelligenz THOREGON begann für die SOL am 27. Mai 1312 NGZ der Heimflug zur Milchstraße, der erst am 24. Juni 1325 NGZ sein Ende fand – und mit an Bord waren die beiden Algorrian gewesen.

Le Anyante und ihr notorisch knurriger Partner Curcaryen Varantir waren zwar hinsichtlich der Mitteilsamkeit noch schwierigere Partner als Kascha, aber in den dreizehn Jahren Flugdauer konnten nicht einmal sie vermeiden, dass ihnen wiederholt Informationen »herausrutschten« – immerhin betraf die Ankündigung der Hyperimpedanz-Erhöhung auch sie. Und sie führten entsprechende Simulationsrechnungen durch, die wiederum SENECA nicht verborgen blieben ...
Zunächst musste alles pure Theorie bleiben, obwohl sich die gemessenen Auswirkungen umso deutlicher zeigten, je mehr Zeit verstrich. Seit dem eigentlichen Hyperimpedanz-Schock jedoch können aus der Beobachtung der Phänomene theoretische Modelle abgeleitet werden, die diese Phänomene in logischer Weise zu erklären versuchen, so dass sich dann Voraussagen, die sich wiederum aus diesen Modellen ergeben, durch geeignete Experimente verifizieren lassen.
Es bleibt abzuwarten, ob und auf welche Welse Kantors Erbe hier hilfreich sein wird.

Rainer Castor