PERRY-RHODAN-Kommentar 2301


AUFBAUKONFERENZ DER VÖLKER


Betrachten wir den diplomatischen wie auch logistischen und sonstigen Aufwand, kann die Initiative der LFT für eine »Aufbaukonferenz der Völker« rund zwölf Jahre nach dem Hyperimpedanz-Schock durchaus als Kraftakt ohnegleichen bezeichnet werden. Dennoch gelang es, Vertreter vieler Völker im Solsystem zu versammeln. Die zu überwindenden Schwierigkeiten reichten herbei vom Problem der Anreise an sich bis zu den sehr unterschiedlichen Interessen der angesprochenen Zivilisationen.

Die Erhöhung der Hyperimpedanz ist – trotz aller erreichten technischen Verbesserungen – nach wie vor ein massives Problem bei interstellaren Reisen und der allgemeinen Fernkommunikation. In vielen Sektoren der Milchstraße toben weiterhin gewaltige Hyperstürme mit allen ihren Begleiterscheinungen. Hinsichtlich der »galaktopolitischen Landschaft« ist zudem eine Menge in Bewegung gekommen, so dass schon vor diesem Hintergrund eine solche Konferenz alles andere als einfach zu gestalten war.

Mag die Ablehnung der Teilnahme von wichtigen Völkern wie den Halutern und Akonen sowie vor allem der Blues-Nationen der galaktischen Eastside – so unterschiedlich ihre Gründe auch sind – mehr als bedauerlich sein, so war und ist es gerade in der noch längst nicht abgeschlossenen Konsolidierungsphase umso wichtiger, dass dennoch beim Versuch, die Milchstraßenvölker auf einen gemeinsamen Weg zu führen, ein Ziel aufgezeigt wird. Oder mit Rhodans Worten: Was diese Galaxis braucht, ist eine Vision.

Genau eine solche Vision kann angesichts der Schwierigkeiten, die vor allem auf den Gebieten Raumfahrt und Fernkommunikation bestehen und vermutlich auf absehbare Zeit nur mit kleinen Schritten verbessert werden können, der terranische Vorschlag sein, als langfristiges Ziel in der Milchstraße eine neue Art Transportwesen zu installieren. Dazu gehören die Unterzeichnung allgemeiner Friedensverträge zwischen sämtlichen Parteien sowie die einvernehmlich bindende Regelung zur Verteilung der neuen galaktischen Gebiete, wie Arphonie-Haufen, Sternenozean von Jamondi und all die anderen ehemaligen Hyperkokon-Gebiete.

Fest steht, dass durch die Verknüpfung von scheinbar »altmodischen«, aber trotz der Hyperimpedanz-Erhöhung einwandfrei funktionierenden Käfigtransmittern mit der leistungsfähigen Energieversorgung per Sonnenzapfung die Möglichkeiten einer solchen Umsetzung bestehen. Andererseits hat Ka’Marentis Aktakul bereits 1332 NGZ mit seinen Forschungen gezeigt, dass eine vergleichbare Kombination von Sonnenzapfung mit Situationstransmittern ebenfalls in diese Richtung gehen kann, da diese als Stoßimpuls-Generatoren auf Halbraumbasis den Linearflug extern induzieren.
Beide Formen des über viele Zwischenstufen aufzubauenden galaktischen Transportwesens zielen – um das ebenfalls klarzustellen! – keineswegs darauf ab, die konventionelle Raumfahrt zu ersetzen. Schließlich müssen die Transmitter im einen wie im anderen Fall per Raumschiff zu den jeweiligen, neu zu erschließenden Standorten transportiert werden. Auch bleibt die Tatsache bestehen, dass es in der Milchstraße mit ihren mehr als zweihundert Milliarden Sonnenmassen immer Situationen geben wird, die eine freie Beweglichkeit erfordern.

Raumfahrtforschung bliebt also selbst mit einem funktionstüchtigen Verbindungsnetz permanent erforderlich – nicht zuletzt auch, sobald es um die Überwindung von intergalaktischen Distanzen geht. Dieses ist derzeit zwar nicht möglich, wird jedoch keineswegs aus dem Blickfeld verschwinden; schließlich besteht weiterhin das Bedrohungsszenario einer Negasphäre in Hangay.

Unter langfristigen Gesichtspunkten gingen Rhodans Experten im Rahmen der Konferenzvorbereitung davon aus, das etwa neunzig Prozent eines fiktiven, für das Jahr 2300 NGZ prognostizierten Verkehrs durch Transmitter-Transporte ersetzt werden könnte. Unausgesprochen, wenngleich nicht zu vernachlässigen sind in diesem Zusammenhang Rhodans Überlegungen, dass die Errichtung eines solchen Transmitter-Netzes einschließlich der Einigung der galaktischen Völker durchaus als »kriegsvorbereitende Maßnahme« angesehen muss – eben mit Blick auf die Negasphäre und den in ihrem Umfeld der gesamten Lokalen Gruppe zu erwartenden Auseinandersetzungen.

Wie richtig gerade letztere Überlegung, um nicht zu sagen Befürchtung war, zeigt die Warnung des Nukleus der Monochrom-Mutanten und mehr noch – in ihrem Ergebnis umso erschreckender – das »vorzeitige Ende« der Konferenz ...

Rainer Castor