PERRY-RHODAN-Kommentar 2333


DIE FRIEDENSFAHRER


Die Friedensfahrer sind ein Geheimbund. Sie sind kein Staat, keine militärische oder paramilitärische Organisation mit straffer Führung, Befehlsbaum, Speicherbänken voller Aktenvermerke und akribischer Geschichtsschreibung, sondern sie sind dem Credo und ihrem Gewissen verpflichtet. Die Friedensfahrer verwenden ihre Machtmittel, wie es der Name sagt, um entlang der Galaxien der Universalen Schneise Frieden zu schaffen und zu erhalten, wo immer dies möglich ist.

Die Mitglieder arbeiten im Allgemeinen nicht auf zentralen Befehl, sondern nach eigenem, individuellen Gutdünken – was durchaus den Zusammenschluss mehrerer Friedensfahrer für gemeinsame Projekte einschließt. Jeder Friedensfahrer befasst sich mit den selbst gestellten Aufgaben und ist niemandem Rechenschaft schuldig – wenngleich alle Unternehmungen von den Rechnern der OREON-Kapseln beobachtet werden. Jeder hat das vorher gewusst und gutgeheißen, individueller geht es schwerlich. Die Friedensfahrer werden schließlich danach ausgesucht, dass sie mit Eigenverantwortlichkeit klarkommen.

Manche haben sich als regelrechte Verbrecherjäger spezialisiert; auf jene Sorte Soziopath, die oft galaxienübergreifend operiert, stets von neuem »unbescholten« startet und dann zur Bestie wird. Andere jagen vorzugsweise den Geheimnissen des Kosmos nach; sie sind kosmische Archäologen und Mythensucher – aber stets im Dienst des Friedens. Die Friedensfahrer können somit – ähnlich den Halutern – durchaus als »individualistische Anarchisten« bezeichnet werden, verbunden durch die Gemeinsamkeit, dass sie gegen Unterdrückung, Gewalt und Krieg sind. Sie gehören nicht zu Kosmokraten oder Chaotarchen, sondern zu dem, was vielen als die Dritte Kraft im Universum gilt: »dem Leben an sich«. Die Friedensfahrer kämpfen niemals im Konzert der Kosmischen Mächte mit, greifen nicht in die Ränke der Superintelligenzen ein – denn sie kennen ihre Grenzen.

Der Geheimbund verfügt noch über rund 8100 von ursprünglich knapp 9000 OREON-Kapseln. Geht eine verloren, kann sie niemals ersetzt werden, da es sich nicht um Friedensfahrer-Technologie handelt, sondern sie mit der Gründung des Geheimbunds eingebracht wurde. Ihre Macht ist also begrenzt. Die Zahl der Friedensfahrer liegt in der Regel nur zwischen 4000 und 6000. Aktuell sind es 4500.

Von besonderer Bedeutung und Stellung – weil allein von Mitgliedern des Gründervolks der humanoiden Enthonen gestellt – ist das Patronat: der Patron selbst und seine »Offiziere«, die elf Garanten. Das Patronat sieht seine Aufgabe vordringlich darin, die »Arbeitsbedingungen« der Friedensfahrer zu organisieren – von den Enthonen werden der »Fuhrpark« und die damit verbundenen Möglichkeiten zur Verfügung gestellt. Im Normalfall findet keine Einmischung statt, meist treten die Enthonen nicht einmal in Erscheinung, aber sie haben im Zweifelsfall die legitime Oberhoheit über die Mondkette und die »Hinterlassenschaft der Vergangenheit«. Sie bewahren den »Fuhrpark«, den sie an die Friedensfahrer ausleihen, sie sorgen für seinen Erhalt, aber sie haben ein paar Geheimnisse – und ganz ohne Zweifel Angst vor einer Negasphäre.

Es gibt unter den Friedensfahrern keine duckmäuserische Autoritätshörigkeit, sondern die Mitgliedschaft ist ein klarer Deal mit den Enthonen als Gründervolk: »Wir geben euch die OREON-Kapseln, helft und stiftet Frieden, soviel und wo im Universum entlang der Universalen Schneise ihr wollt, keiner redet euch rein, aber missbraucht nicht das und macht keine Politik mit dem, was wir euch freiwillig geben. Wenn euch das nicht passt, bleiben wir Freunde, aber dann könnt ihr nicht zum Geheimbund gehören.«

Die Ressourcen der Friedensfahrer sind begrenzt auf die Mittel, die ihr Hauptquartier bietet – die Mondkette der Friedensfahrer im System Rosella Rosado in der Galaxis Altasinth –, auf die »Hinterlassenschaft der Vergangenheit«, zu der in erster Linie die Bahnhöfe, die OREON-Kapseln und -Transporter gehören, sowie auf das, was ihnen immer mal wieder wohlmeinende Mächte oder sonstige Wesenheiten zuweilen als »Spende« zukommen lassen. Dazu passt auch, dass eine geheimnisvolle Gründermutter den Geheimbund der Friedensfahrer mit den Enthonen an ihrer Seite einst begründet haben soll.

Wie dies genau geschah, wann und wo, das wissen die aktuellen Friedensfahrer nicht (mehr). Auch nicht, welchem Volk die Gründermutter entstammt. Man glaubt, dass es sich nur um eine Legende handelt – doch es geht das Gerücht, dass diese Gründermutter »aus ihrem Ruhesitz die Aktivitäten ihrer Friedensfahrer bis heute aufmerksam verfolgt« ...

Rainer Castor