PERRY-RHODAN-Kommentar 2341


NEUE TECHNIK: DIE VRITRA-KANONE


Die in ihrer Ursprungskonfiguration von Ka’Marentis Aktakul entwickelten Kanonen kombinieren ähnlich wie das frühere »Affengift« der TRAJAN oder die terranischen Dissonanz-Geschütze den Konstantriss-Nadelpunkt-Modus mit einem Intervallstrahl.

Intervallstrahlen basieren auf dem Prinzip intermittierender überlichtschneller Abstoßfelder, bei denen exakt gesteuerte und eng gebündelte Hyperfelder beim Auftreffen auf ein Ziel dieses mit hypermechanischer Wirkung unabhängig von der Materialfestigkeit deformieren: Nahezu jedes bekannte Material wird förmlich zertrümmert, als sei es zwischen Hammer und Amboss eines Riesen geraten. Diese Wirkung wird noch durch den KN-Modus verstärkt, bei dem der Strahl durch ein hyperenergetisches Röhrenfeld gesandt wird, das normalerweise den betroffenen Schutzschirm punktförmig schwächt.

Neben einer Verstärkung des Intervallstrahls durch hinzugefügte UHF-Komponenten, gibt es bei den VRITRA-Kanonen auch eine Verbesserung beim Durchdringungseffekt des hyperenergetischen Röhrenfelds, um so die Schutzwirkung von Fraktalen Aufriss-Glocken zu schwächen. Hierzu ist es nötig, dem Röhrenfeld ebenfalls UHF-Komponenten hinzuzufügen, während andererseits die Feldlinien der Röhrenwandungen wie schon beim Dissonanz-Geschütz »Korkenzieherspiralen« beschreiben, was ähnlich einem Bohrer den gegnerischen Schutzschirm weiter schwächt. Schon aus diesem Grund sind die neuen Waffen extreme »Energieschlucker«; HÜ-Schirme werden problemlos durchdrungen, unterhalb einer Kernschussdistanz von rund 1,5 Millionen Kilometern bieten auch Paratronschirme nur wenig Widerstand oder werden durchdrungen – diese Kernschussdistanz gilt auch für den Angriff gegen Fraktale Aufriss-Glocken.
Das durch die VRITRA-Kanonen erzeugte Phänomen lässt sich am ehesten mit einem »überdimensionierten Blitzableiter« vergleichen. Die »supratronische Aufladung« der Glocke entlädt sich hierbei schlagartig durch eine entgegengesetzt »gepolte« Einwirkung von außen, während die ohnehin vorhandenen Aufrisse auf diese Weise die freigesetzte Energie in den Hyperraum ableiten, statt auf die VRITRA-Kanone »durchschlagen« zu lassen. Die fraktale Struktur der stark »gefältelten« Einzelaufrisse unterstützt oder verstärkt gewissermaßen als »weit offenes Tor« den Effekt noch: Statt eine von außen einwirkende Belastung abzuleiten, »zehrt« sich die Glocke durch die schlagartige Entladung selbst auf. Derart geschwächt kann dann der gleichzeitig durch die Röhre geschickte Intervallstahl sowie zusätzliche Waffenwirkungen der Glocke endgültig den Garaus machen. Noch besser wäre es natürlich, würde sich eine einmal hervorgerufene Ableitung selbst aufrechterhalten oder gar aufschaukeln – Potenzial zur Weiterentwicklung ist also vorhanden.

Um den beschriebenen Effekt zu erzielen, wird der eng gewundenen Korkenzieherspirale des normalen Röhrenfelds in Millisekundenimpulsen eine zweite, bis zu einem Durchmesser von maximal zwei Metern geringfügig größere und überdies gegenläufige im UHF-Bereich von 3,95E+15 Kalup hinzugefügt. Durch die gegenpolige Ladung kommt es bei der Fraktalen Aufriss-Glocke zur schlagartigen Entladung und einer Ableitung in den Hyperraum, was die Glocke dann perforiert: Der nur eine Millisekunde dauernde Moment, da die Feldstärke ausgelöscht oder sehr niedrig ist, lässt in der Glocke eine »Lücke« entstehen, die bei Intervall-Dauerfeuer durch die Röhre in Millisekunden-Abständen Energie passieren lässt. Ist diese Energie groß genug – beispielsweise durch zusätzlichen Transformbeschuss –, kumuliert sie sich im Inneren der Glocke und führt schließlich zur Explosion.

Hauptbestandteile der VRITRA-Kanone sind der besondere Abstrahlprojektor und die autarke Energieversorgung durch Daellian-Meiler sowie die Generatoren für das hyperenergetische Röhrenfeld und den Intervallstrahler; beide verfügen über eigene Wandler auf HS-Howalgonium-Basis zur Erzeugung und Modulation der benötigten Hyperenergie. Neben weiteren Komponenten wichtig ist die mit dem Kantorschen Ultra-Messwerk gekoppelte Zielerfassung und -steuerung.

Eigentliches Kernstück ist allerdings ein Quintatron-Speicherring mit einer Maximalleistung von 3,69 Millionen Quintron-Wari, der etwas »zweckentfremdet« vor allem zur Erzeugung der UHF-Komponenten dient. Quintronen-Quellen sind Hochleistungs-Wandler auf der Basis von HS-Howalgonium- und Eclisse, die UHF-Quintronen in den Speicherring einspeisen, hier akkumulieren und in zwei »Strahlen« aufspalten: Der eine wird in Form der Millisekundenimpulse für das äußere Röhrenfeld entlassen, der andere dient der UHF-Verstärkung des Intervallstrahls.

Rainer Castor