PERRY-RHODAN-Kommentar 23


OMEGA CENTAURI (II)


Der Kugelsternhaufen wurde, obwohl nur knapp 17.000 Lichtjahre vom Solsystem und etwa 40.000 Lichtjahre von Arkon entfernt und eben mal rund 4350 Lichtjahre oberhalb der galaktischen Hauptebene gelegen, zu keiner Zeit eingehender erforscht – weder zur Zeit des Großen Imperiums noch später vom Solaren/Vereinten Imperium oder in der Epoche der Kosmischen Hanse. Grund hierfür war, dass bereits vor dem Hyperimpedanz-Schock von 1331 NGZ ein korrektes und gezieltes Navigieren sogar im Umfeld des Kugelsternhaufens bis zu einem Durchmesser von etwa 250 Lichtjahren Durchmesser extrem erschwert oder nahezu unmöglich war – und unter den neuen Hyperimpedanz-Bedingungen hat sich daran nichts geändert.

Dicht stehende Sterne und mit ihnen verbundene extreme Hyperstürme sind weder für das galaktische Zentrum noch für Kugelsternhaufen etwas Besonderes. Im Fall von Omega Centauri gibt es aber darüber hinaus den »unangenehmen Effekt«, dass die hyperenergetischen Ausstrahlungen der rund vier Millionen Sonnen in einer Weise interferieren und sich zum Teil gegenseitig verstärken, dass Omega Centauri seit jeher als »natürlicher Hyperschwall-Generator« von immenser Stärke eingeschätzt wurde.

Die Sterne emittieren pro Sekunde zwischen 10 und 75 multifrequente Hyperfronten, die sich überlichtschnell kugelförmig nach allen Seiten ausbreiten, quasi das gesamte hyperenergetische Spektrum abdecken, höchste Intensität erreichen und diese erst in einer Distanz von etwa 100 bis 125 Lichtjahren verlieren oder sich dort auf ein ungefährliches Level abschwächen. Neben dem radialen Hyperschwall gibt es als Folge der Überlagerung eine ganze Reihe von konzentrischen, wenngleich »löchrigen« Schalen, die permanent durch die »vorbeifließende« Hyperenergie neu entstehen und überdies um verschiedene Achsen und mit unterschiedlicher Geschwindigkeit rotieren, so dass insgesamt ein höchst komplexes »Hyperfeldlinien-Geflecht« entsteht.

Hier war sogar vor dem Hyperimpedanz-Schock von 1331 NGZ weder mit Transitions- noch Linear- oder Metagrav-Triebwerken ein Durchkommen möglich; nicht einmal mehrfach gestaffelte Paratron-Schirme boten damals Schutz, da die Hyperschwallfronten zum Teil zu heftigsten Hyperorkanen auswachsen!

Die meisten der besonderen »Hyperschwall-Emissionen« waren in der Vergangenheit künstlichen Ursprungs und wurden seit rund 55.000 Jahren von Anlagen der Lemurer erzeugt, ursprünglich als Schutzfunktion gegen Haluterangriffe geschaffen. Beim Hyperimpedanz-Schock von 1331 NGZ fielen zwar etliche der »Hyperschwall-Generatoren/-Injektoren« aus oder sind in ihrer Funktion und Leistungsfähigkeit reduziert, doch nun wirkte sich die allgemeine Hyperimpedanz-Erhöhung aus und trat gewissermaßen an ihre Stelle. Anders formuliert: Die besonders erschwerten Raumfahrtbedingungen in Omega Centauri glichen bereits vor der Erhöhung der Hyperimpedanz gewissermaßen genau jenen, die nun seit dem Hyperimpedanz-Schock überall anzutreffen sind.

Omega Centauri war somit bis 1225 NGZ Terra incognita, doch auch im Anschluss an Atlans damaligen Vorstoß wurde das gewonnene Wissen »nur sehr bedingt« bekannt: Einerseits wollte Atlan einen »Run« verhindern und sorgte dafür, dass die einheimischen Zivilisationen von Omega Centauri ungestört blieben – zum anderen war die Lage im 13. Jahrhundert NGZ nicht dazu angetan, die Informationen »an die große Glocke« zu hängen. Die LFT wurde seit dem 12. Februar 1223 NGZ vom »Säbelrassler« Buddcio Grigor als Erstem Terraner regiert, während als konsequente Reaktion auf den verschärften Kurs Terras das Reich der Arkoniden am 1. Juni 1223 NGZ in »Kristallimperium« umbenannt worden war und mit Theta Ariga I. die erste Imperatrice von Arkon an der Spitze stand. Atlans spätere Zugehörigkeit zu Camelot verhinderte ebenfalls eine Verbreitung der Informationen – und der am 31. August 1290 NGZ begonnene Flug nach Chearth endete letztlich ja erst mit der Rückkehr der SOL zur Erde am 24. Juni 1325 NGZ ...

Gegenüber 1225 NGZ gibt es inzwischen allerdings eine grundlegende Veränderung: Wegen der allgemeinen Hyperimpedanz-Erhöhung tobt der Hyperorkan nun einerseits auch ohne die Anregung durch die lemurischen »Hyperschwall-Injektoren«. Andererseits ist ihr Ausfall oder ihre beeinträchtigte Funktion dafür verantwortlich, dass entweder Hyperorkan-Ausläufer in die »ruhigen Enklaven« durchschlagen oder aber komplett überlagern und unwirksam machen. Somit ist der Vorstoß sogar mit Kenntnis ihrer Koordinaten ein gefahrvolles Unterfangen – denn mit Hyperorkanen von 125 Meg und mehr ist nie zu spaßen.

Rainer Castor