PERRY-RHODAN-Kommentar 2367


LEMUR UND LEMURER


In der RHODAN-Serie war Lemur die Erde zur Zeit der Ersten Menschheit, deren kosmische Expansion ihren Höhepunkt um das Jahr 50.000 vor Christus erreicht hatte. Die Oberflächengestalt des Planeten unterschied sich erheblich: Die riesige Wasserfläche des Pazifischen Ozeans war fast vollständig von dem Kontinent Lemuria bedeckt, die Erde damals eine hochtechnisierte Welt, bis durch den Einfall der Haluter in die Galaxis das lemurische Imperium zerschlagen wurde und der Kontinent Lemuria um das Jahr 49.900 vor Christus im Ozean versank.

Die Lemurer waren damals die führende Macht innerhalb der Milchstraße, gleichzeitig die Vorväter der Terraner, Akonen, Arkoniden, Springer, Aras, Báalols und deren auf anderen Planeten sesshaft gewordener Abkömmlingen sowie der Tefroder und letztlich der Meister der Insel in Andromeda. Die Lemurer selbst wiederum gingen aus Verbindungen mit Ganjasen, die rund 200.000 Jahre vor Christus die verbrecherischen Machenschaften und Bioexperimente der Takerer auf der Erde beendeten, und den Urmenschen dieser Zeit hervor.

Das mythisch verbrämte, in späterer Zeit »rückdatierte« Jahr 1 »seit der Reichsgründung« – lemurisch dha-Tamar, dT abgekürzt – entspricht dem Jahr 56.400 vor Christus. 4412 dT oder 51.988 vor Christus entsprach die lemurische Kultur dem Stand des 19. Jahrhunderts, als die Kämpfe gegen die Konos – Pseudo-Neandertaler, Zentauren (Halbmorgas), Zyklopen und aquatische Argazaten – in die Endphase gingen. Jahrzehntausende des erbitterten Kampfes, den die Lemurer fast verloren hätten und sie in die Küstenregionen des südwestlichen Lemurias zurückdrängt hatte, fanden durch die Hilfe der terranischen Nullzeitdeformator-Expedition dann endlich ein Ende (PR 426 ff.).

Die Überlassung von Konstruktionsunterlagen sowie technischem Gerät vermittelte der lemurischen Zivilisation einen Technologieschub. Hinzu kam das absehbare Ende der Konos-Bedrohung, da die Vernichtung der »Blauen Türme« die Konos bis auf wenige Exemplare unfruchtbar werden ließ (PR 429). Das erst gestattete eine Ausbreitung der Lemurer über den Kontinent – hierbei wurden unter anderem die Ruinen der Cappinstadt Matronis entdeckt, erforscht und somit weitere technologische Erkenntnisse gewonnen.

Von dem langen Krieg war die Zivilisation traumatisiert – ersichtlich auch daran, dass die Übersetzung von Lemu »Land der Kriege« bedeutete und sich auf die Konos-Kriege bezog, während bei den Cappins Lemu noch »der Wunderbare, die Überraschungsvolle« bedeutet hatte (PR 437). Fast hemmungslose Expansion und Vermehrung wurden deshalb zur dogmatischen Grundhaltung; Großfamilien mit zehn und mehr Kindern waren fortan Standard. Niemals mehr sollte ein Feind die Lemurer derart bedrängen können, wie es die Konos getan hatten. Es entstand das Erste Gesetz: Dissoziative Ausbreitung – gefolgt von einer ungehemmten Ausbreitung ins All.

Die Bezeichnung des lemurischen Imperiums lautete Kar’Tamanon – Großes Tamanium – und umfasste beim Höhepunkt nahezu die gesamte Milchstraße! Im Jahr 50.080 vor Christus oder 6320 dT, als die Großinvasion der Haluter begann, war die lemurische Technik und Wissenschaft so weit gediehen, dass sie jene des Solaren Imperiums des Jahres 2400 überflügelten. Es gab insgesamt 111 Sternenreiche, Tamanien (Taman) genannt, die im Großen Tamanium unter der politischen Oberhoheit Lemurs zusammengefasst waren. Jedes von ihnen wurde von einem so genannten Tamrat (Tamar) regiert. Nur Lemur stellte im obersten Regierungsgremium des Imperiums 50 Hohe Tamräte (Tamaron), von denen jeder dreifach stimmberechtigt war, so dass Lemur selbst von den 111 Tamräten der Einzeltamanien nie überstimmt werden konnte.

Nach dem Sieg der Haluter in einem erbittert geführten, fast hundert Jahre dauernden Existenzkrieg konnte sich ein Großteil der überlebenden Lemurer durch die von ihnen unter Mithilfe der Sonneningenieure geschaffenen Sonnentransmitter nach Andromeda in Sicherheit bringen. Dort gelang es ihnen durch ihre überragende Technik, diese Galaxis innerhalb relativ kurzer Zeit zu erobern und sich die dortigen Völker zu unterwerfen. Die wasserstoffatmenden Maahks wurden aus ihrer angestammten Heimat vertrieben, aus den Lemurern entstanden mit der Zeit die Tefroder.
Jene Lemurer, die bei der Massenflucht nach Andromeda kein Raumschiff mehr hatten erreichen können, retteten sich unter anderem zu der später nach Atlan benannten Insel Atlantis und gründeten dort eine neue, hochstehende Kultur, die mit dem Untergang von Atlantis vernichtet wurde und weitgehend in Vergessenheit geriet ...

Rainer Castor