PERRY-RHODAN-Kommentar 2394


ANAKONEN? (I)


Atlan und das KombiTrans-Geschwader haben nach ihrer durchaus planmäßigen Materialisation im Jiapho-Duo, das allerdings in die Spektralen Inselstaaten der Sphero »integriert« und in den Hyperraum eingelagert ist, mit dem Angriff der Spektralen Amaranthe einen fürchterlichen Schlag zu verdauen. Unterdessen erfährt der androidische Aktivierungswächter Immentri Luz die Hintergründe über seine Schöpfer aus dem Volk der Sphero. Auf die im vorliegenden Roman geschilderten Dinge werden wir an dieser Stelle nicht näher eingehen, sondern nur jenen Teilaspekt herausgreifen, der sich mit der ursprünglichen Herkunft der Sphero beschäftigt.

Demnach handelt es sich bei ihnen um entfernte Verwandte eines einst hoch stehenden »Übervolkes«. Diese Anakonen waren anscheinend ausgesprochen von sich selbst und ihren Qualitäten überzeugt: Sie traten als generöse genetische Spender auf und waren offenbar der Ansicht, humanoiden Völkern in den Weiten des Universums könne nichts Besseres geschehen als eine spendable »Einkreuzung« anakonischen Erbguts.

Unzweifelhaft ist, dass die Sphero der Spektralen Inselstaaten den Anakonen ihre Stufe der Entwicklung verdankten. Wann, wie und wo die »Einkreuzung« von Anakonen-DNA stattfand, lässt sich aus den historischen Quellen nicht mehr rekonstruieren. Ein Mindestwert ergibt sich allein dadurch, dass »Bau« und Aufbruch des Hyperkokons auf etwa 171.000 vor Christus datieren. Über die Zeit davor schweigen sich die Quellen aus – so als sei der Beginn des Nomadentums eine Zäsur gewesen, aus welchen Gründen auch immer. Wie die Ur-Sphero vor ihrer genetischen Veränderung aussahen, weiß niemand mehr, auch nicht wo sie lebten (oder vielleicht noch leben). Ebenso liegen keine Informationen über das Äußere der Anakonen vor – obwohl eine humanoide Form angesichts ihrer Vorliebe dafür durchaus wahrscheinlich sein dürfte, ein Beweis aber aussteht.

Zu etlichen Spekulationen Anlass geben allerdings jene Informationen, die Morian Kinnaird in uralten subplanetarischen Gebäuderuinen fand, die im Laufe der Jahrzehntausende vielfach überbaut wurden und bis in die Zeit des Aufbruchs der Inselstaaten zurückreichen. Demnach haben die Ur-Anakonen – sofern sie damals schon so hießen – irgendwann in ferner Vergangenheit für eine unbekannte Zeitspanne in einer Galaxis gelebt oder dort für eine unbekannte Dauer »Station gemacht«, die damals zur Mächtigkeitsballung einer Superintelligenz namens ES gehörte und Ammandul hieß.

Das ist natürlich eine faustdicke Überraschung, denn ES ist uns selbstverständlich ebenso ein Begriff wie Ammandul als Name der Milchstraße. Weil es keine weiteren Informationen über die Anakonen gibt, ist alles weitere pure Spekulation – im Gegensatz zu den Sphero stehen uns allerdings Informationen zur Verfügung, die zum Teil erst in den letzten Jahrzehnten zugänglich wurden.

Ammandul wurde die Milchstraße in einer Zeit genannt, die sich grob von der Entstehung der Superintelligenz mithilfe der Nocturnen vor rund fünfzehn Millionen Jahren bis etwa zur Zeit des Großen Galaktischen Kriegs sowie die der Barkoniden vor etwa einer Million Jahren erstreckt. Von einem Volk der Anakonen ist uns aus dieser beachtlichen Zeitspanne nichts bekannt – sofern wir das im Namen befindliche »akonen« einmal ignorieren.

Akonos – wörtlich »Spitzkegel« (PR-TB 411) – war ein von den Siedlern von Drorah im 87. Tamanium lange vor dem Kontakt zwischen Lemurern und Sphero bewusst gewählter Eigenname: Sie empfanden sich als »Spitzkegel«, als »Akonen«, und standen an der Aktionsspitze jener Tamanien, die vor dem Haluterkrieg in deutliche Opposition zum Kernreich gingen. Als weiterer historischer Ursprung bezieht sich der lemurische Begriff einerseits auf die »Spitze« im Sinne von »Waffe, Angriff« sowie andererseits auf »Gegner, Feind«, was sich auch bei den Konos als Sammelbegriff für »Ungeheuer, Bestie, Monster« wiederfindet. Selbst wenn wir den lemurischen Begriff Ano für »Hoffnung« hinzunehmen, dürfte uns das nicht sonderlich weiterbringen, obwohl auch nicht ausgeschlossen werden kann, dass hier doch »irgendwie überlieferte« Anleihen aus fernster Vergangenheit eine Rolle spielen könnten.
Weil sich, wie aus Morian Kinnairds Erinnerungen hervorgeht, in der Tat im lemurischen Erbgut das eine oder andere inaktive Anakonen-Gen nachweisen ließ, wenngleich es keinerlei Relevanz für Physiognomie und Lebensweise der Lemurer selbst hatte, stellt sich die Frage, in welcher Epoche wir die ominösen Ur-Anakonen zu suchen haben. Dass es durchaus »vielversprechende« Ansatzpunkte gibt, werden wir im nächsten PR-Kommentar sehen.

Rainer Castor