PERRY-RHODAN-Computer 1129 (von Kurt Mahr)
Die Zeiten sind hektisch, Vishna droht, und die
Weltöffentlichkeit hat andere Sorgen, als sich um eine
wissenschaftlich-technische Entwicklung zu kümmern, die sich
dieser Tage der Einsatzreife nähert. Die mangelnden
Fortschritte der Computertechnik waren den Spezialisten –
darunter besonders Geoffry Waringer – schon seit langer Zeit
ein Dorn Im Auge.
Die terranische Technik (und ebenso die der anderen
GAVÖK-Völker) bedient sich noch immer des positronischen
Rechners, der vor vielen Jahrtausenden von den Akonen/Arkoniden
entwickelt wurde. Gewiß, es gab Fortschritte und Variationen
– die Inpotroniken zum Beispiel, die halb organischen, halb
positronischen Computer. Aber die Fortschritte betrafen nicht das
Wesen der Sache. Tief unten auf dem Grund eines jeden
zeitgenössischen Computersystems ruht immer noch die uralte
Positronik.
Der Versuch, ein völlig neuartiges Prinzip zu entwickeln,
wird schon seit Jahrhunderten betrieben. Viel ist davon nicht an
die Öffentlichkeit gedrungen; denn man wußte von Anfang
an, daß dies eine langwierige Aufgabe sein würde, und
bemühte sich, den öffentlichen Optimismus nicht
frühzeitig zu wecken. In der jüngsten Vergangenheit
ergaben sich eine Reihe neuer Denkanstöße, die ein
rascheres Vorgehen ermöglichten.
Die Mehrzahl dieser Anstöße kam aus dem Werk Quiupus und
den Einsichten, die (auf Umwegen) beim Zusammenbau des
Viren-Imperiums gewonnen wurden.
Der ursprüngliche Entwurf – er wird in Fachkreisen
das »Waringer-Design« genannt, aber Waringer
sträubt sich gegen diese Bezeichnung und behauptet, der
ursprüngliche »Input« sei seinerzeit noch von
Payne Hamiller gekommen – sieht einen Rechner mit
hyperenergetischem Innern vor.
Es gibt nichts Mechanisches mehr, nur noch sorgfältig
strukturierte und miniaturisierte hyperenergetische Felder. Felder
verschiedener Struktur übernehmen die herkömmlichen
Funktionen des Prozessors, der Datenkanäle, der internen und
externen Speicher, der peripheren Kontrollgeräte und so
weiter. Das System ist in höchstem Maße dynamisch.
Werden mehr Prozessoren, dafür weniger Datenkanäle
gebraucht, so lassen sich diese in jene umwandeln – und es
bedarf dazu nicht mehr als eines Tastendrucks oder eines
akustischen Befehls. Die Abläufe im Innern des neuen
Computers, den man den SYNTRON genannt hat, sind
überlichtschnell – und damit ergeben sich ein paar
Schwierigkeiten, von denen noch die Rede sein wird.
Die wichtigsten Bestandteile des Syntrons sind erstens die Batterie von Projektoren, die die zahlreichen hyperenergetischen Strukturfelder erstellt und unterhält (bei leistungsfähigen Großrechnern geht die Zahl solcher »Strukturelemente« in die Milliarden), zweitens der Inertfeldgenerator, der das Innere des Syntrons mit einem Schirmfeld nach Art der geschlossenen Raumkrümmung umgibt und ihm sozusagen sein eigenes »Universum« zuweist, und drittens das »symmunikative System«, das die Verbindung zwischen dem Syntron und den im »normalen« Universum angesiedelten Benutzern herstellt.
Die Benutzung eines Rechners, in dessen Innern überlichtschnelle Prozesse ablaufen, stellt ein gewisses Problem dar. Solange der Benutzer sich nämlich im vierdimensionalen Einstein-Universum aufhält, gelten Einsteins Gesetze: Nichts bewegt sich schneller als das Licht, und wenn es es doch täte, ginge die Kausalität zum Teufel. (Wir haben darüber aus Anlaß des Viren-Imperiums schon mal gesprochen.) Es ist also unerläßlich, daß dem hvperschnellen Rechner sein eigenes Miniaturuniversum zugewiesen wird, so daß er mit den Gesetzen, die im Universum des Benutzers herrschen, nicht in Konflikt kommt. Diese Separierung besorgt das Inertfeld, das seinen Namen übrigens daher hat, daß es auf den Kontakt einer versehentlich ausgestreckten Hand durchaus wohlwollend reagiert. Es erzeugt keinerlei Schaden und fühlt sich wie eine Fläche aus Polymermetall an.
Nun haben wir den Benutzer in seinem und den Syntron in einem anderen Universum. Daß die beiden sich überhaupt miteinander unterhalten können, ist dem Symmunikator zu verdanken, der die Aufgabe hat, die Grenzen zwischen den beiden Universen zu »verwischen« – und sozusagen die Einsteinschen Gesetze durch die Hintertür zu umgehen. Der Symmunikator bildet die Benutzer-/Syntron-Schnittstelle und sorgt unter anderem (zum mindesten während der Übergangsphase) dafür, daß dem unerfahrenen Bediener der neue Syntron nach außen hin ebenso vertraut erscheint wie die alte Positronik.
Noch ist der Syntron nicht einsatzbereit – aber wenn Geoffry Abel Waringers Ungeduld auch nur am Rande darauf Einfluß hat, wird er es bald sein. Was bringt er der Welt? Zunächst einmal ungeheure Rechengeschwindigkeit. Die Kausalität wird nicht umgekehrt – aber die Antwort selbst auf das schwierigste Problem liegt praktisch im selben Augenblick vor, in dem die Eingabe beendet wurde. Zum zweiten nahezu unbegrenztes Speichervermögen. Der Umfang eines Syntrons wird im großen und ganzen durch die Abmessungen des Inertfeldgenerators und des Symmunikators bestimmt. Die Strukturfeldprojektoren sind im Vergleich dazu winzig und können beliebig viele Speicherstrukturen erstellen. Und zum dritten eine dynamische Versatilität, wie sie die Computertechnik bisher nicht gekannt hat. Die, denen die Zusammenhänge bekannt sind, übertreiben nicht, wenn sie sagen, daß der Syntron ein neues Zeitalter des Zusammenlebens zwischen Mensch und Maschine einläutet.
ANTWORTEN: 991114rh Syntrons Computer- und Kommunikationstechnik in PR Entwurf für Kurzvortrag zum 2. Saxonia-Con 1999.